Wie digitale Services unseren Alltag vereinfachen
Was macht digitale Produkte erfolgreich? Katja Eisert und Mathias Rauten von SinnerSchrader gaben beim MediaMonday “Digital is casual” einen Einblick.
Ein Beitrag von Lasse Häufglöckner
Dienstag, 23. Januar 2018
Mediencampus der Hochschule Darmstadt
Seit den Anfängen des Internets, in denen heutige Marktführer wie Amazon noch erste Gehversuche mit rudimentären Websites machten, hat sich viel verändert. So entstand aus manchen einst kleinen Cyberstartups ein kompletter Markt für Webservices und E-Commerce. Google, Amazon, Facebook, Apple und Co., im Branchenjargon auch „GAFA“ genannt, haben mit ihren Produkten Monopole erschaffen. Währenddessen verschliefen viele etablierte Unternehmen den digitalen Markt. So auch der Versandhandel Quelle, welcher nicht mit dem aufstrebenden Konkurrenten Amazon mithalten konnte. Bis heute ist die Branche schwer umkämpft.
Was müssen digitale Produkte der Zukunft also bieten, um erfolgreich zu sein? Persönliche Erfahrungen schilderten Katja Eisert und Mathias Rauten von SinnerSchrader. Katja Eisert leitet seit über vier Jahren das Content Management Team der Digitalagentur. Sie ist aber auch regelmäßig am Mediencampus unterwegs: Einst studierte sie hier PR, heute organisiert sie das Content Strategy Camps (Cosca) mit oder spricht beim Media Monday. Mathias ist seit einem Jahr als Leiter des Frankfurter Studios der Agentur tätig.
“Digital is casual”
Katja und ihre Kollegen beobachten: digital ist das neue casual. Daher wächst auch zunehmend der Anspruch an den Markt. Es braucht innovative Lösungen mit Mehrwert.
Das Entscheidende: Auch Agenturen müssten in diesem Feld ihre Rolle finden. SinnerSchrader orientiere sich dabei an der Philosophie von „GAFA“. Produkte möglichst „transformational“ zu entwickeln, ist das Ziel. Entgegen dem Vorurteil geht es also bei einer Digitalagentur bei Weitem nicht nur um Websites. Die Kunst dabei: Transformation müsse bedeuten, dass die Kunden tatsächlich einen zusätzlichen Nutzen von einem digitalen Produkt haben, ist Katja Eisert überzeugt. Den größten Nutzen wiederum bringen nutzerzentrierte Produkte. Im Mittelpunkt müsse der Endanwender mit seinen persönlichen Bedürfnissen stehen.
Digitaler Zahnbürstentest
Ob ein möglicher Service transformationales Potential besitzt, zeige der “Toothbrush Test” von Google CEO Larry Page. Dabei geht es darum ob der entsprechende Service von Personen mindestens ein bis zweimal am Tag genutzt würde. Kann diese Frage mit „Ja“ beantwortet werden, so würde die Nutzung wohl in eine Gewohnheit übergehen und einen neuen Standard etablieren. Demnach lohne sich auch die Entwicklung eines solchen Produkts.
Einer der erfolgreichsten transformationalen Services sei WeChat. Der chinesische WhatsApp-Konkurrent bietet neben klassischen Chat-Funktionen einen Service Hub: Hier können Drittanbieter eigene Services anbieten und direkt mit Kunden kommunizieren und interagieren. So haben Nutzer zusätzlich zu Konversationen die Möglichkeit Essen zu bestellen, ein Taxi rufen und beides auch direkt zu bezahlen. Dadurch hat der Messenger den Alltag der Menschen in China verändert.
Digitale Projekte beschränken sich also längst nicht mehr auf Websites und Onlineshops. Durch mobile Nutzung am Smartphone sind Services immer und überall dabei. Digitale Produkte schaffen nach Einschätzung von SinnerSchrader zunehmend Verknüpfungen zu Services im realen Leben. So auch die hauseigene App-Entwicklung “kiekmo”. Ausgangsimpuls bei der Entwicklung der App sei die sinkende Relevanz von Bankfilialen der Hamburger Sparkasse gewesen. Ein neuer, moderner Service, welcher das Potential vorhandener Filialen nutzt, musste her. Dabei stehe wieder die Frage nach den Bedürfnissen der Zielgruppe und von potentiellen Nutzern im Mittelpunkt. Was kann der Kunde im Alltag wirklich gebrauchen?
“Sogenannter Hyperlocal Content ist ein Teil der Antwort”, sagt Mathias Rauten. Die App kiekmo bietet deshalb lokale Neuigkeiten aus der Nachbarschaft. Alle Informationen wie Nachrichten, Veranstaltungen, Infos zu Baustellen oder dem Lieblingscafe nebenan, sind dabei direkt auf das Viertel und den Nutzer zugeschnitten. Als zusätzliches Feature bietet die App die Möglichkeit, Schließfächer in verschiedenen Bankfilialen der Sparkasse zu mieten. Per App erhält man einen Code aufs Smartphone, mit dem man das Schließfach dann verwalten kann. Hier geht es jedoch nicht um ein typisches Bankschließfach: Statt dessen können die Kunden neben dem Geldautomaten Taschen, Schlüssel, Briefe oder Einkäufe lokal zwischenlagern, während sie unterwegs sind. Durch die Kombination von aktuellen Informationen zum eigenen Viertel und dem Schließfachservice erleben Nutzer mit kiekmo ihr persönliches Umfeld komplett neu.
Am Puls der Zeit bleiben
Realisiert wurde die App, indem digitale mit haptischen Produkten verbunden wurden. Hier brauche es Menschen, die diese beiden Felder zu verknüpfen wissen. Vor allem der Nachwuchs sei in Zukunft gefragt, Ideen für Plattformen zu entwickeln und mit der zugehörigen Technik zu verknüpfen, betont Katja Eisert.
Um am Puls der Zeit zu bleiben müsse man aktuelle Technologien verstehen und kreativ für hilfreiche Services zu nutzen wissen. Agenturen wie SinnerSchrader müssten sich daher ständig neu erfinden, ganz nach dem Motto „still day one“. So lege man Wert auf einen engen Austausch mit dem Nachwuchs, indem man beispielsweise auf Veranstaltungen wie diesem Media Monday mit Studierenden in Kontakt trete.
Beim nächsten Media Monday am 29. Januar 2018 spricht Christian Garrels, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit beim ADAC zu deren neuer, integrierter Markenkommunikation.