ScienceWednesday: Kontextsensitivität im Zeitalter der sozialen Medien
In seinem Vortrag machte Prof. Martin Wessner deutlich, was Kontext in der Onlinekommunikation bedeutet - etwa, wenn Geräte sich diesem anpassen.
Ein Beitrag von Anne Heisel
Montag, 1. Juni 2015
Mediencampus der Hochschule Darmstadt
Am 20. Mai referierte Prof. Dr.-Ing. Martin Wessner im Zuge des ScienceWednesday zum Thema „Kontextsensitivität im Zeitalter der sozialen Medien“. Martin Wessner hat seit dem Wintersemester 14/15 die Professur für Web Literacies inne und ist im Speziellen im Studiengang Onlinekommunikation an der Hochschule tätig. Von 2007 bis 2014 arbeitete er als Projektleiter am Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering (IESE) in Kaiserslautern. Insgesamt kann Wessner auf mehr als 20 Jahre Erfahrung in Forschung und Lehre auf den Gebieten E-Learning, CSCW und Wissensmanagement zurückschauen.
Der Referent eröffnete seine Präsentation mit der Klärung des Begriffes „Kontext“. Kontext sei in vielen verschiedenen Disziplinen ein sehr wichtiger Begriff. Die Sprachwissenschaftler unterschieden beispielsweise zwischen dem Kontext, sprich der Text, der um die Äußerung herum steht und dem situativen Kontext, also all dem, was nicht verbal ist. Des Weiteren sei Kontext auch in der Psychologie und in den Erziehungswissenschaften ein Begriff. Speziell in der Lernpsychologie ginge es darum, dass das Lernen etwas ist, das in einer Situation, also in einem Kontext, geschehe.
Betrachte man den Kontext jedoch umgangssprachlich, stelle man fest, dass jeder von uns sich in vielen verschiedenen Kontexten bewege. Eine Person könne beispielsweise zugleich einen berufstätigen Kontext besitzen und einen als Familienvater. Somit könnten sich Kontexte überschneiden und nicht klar voneinander abgetrennt werden.
Die Informatik benutzte den Begriff Kontext in vielfältiger Art und Weise. Martin Wessner beschrieb den Begriff Kontext in der Informatik mit folgenden Worten: „Man sagt ein Anwendungsprogramm ist “kontext-sensitiv”, wenn es Informationen aus seiner Umgebung zur Anpassung seines Programmverhaltens benutzt.“ Ein wichtiger Begriff, den man in der Informatik immer häufiger höre, sei „Contextual Computing“. Dabei handle es sich hauptsächlich um den Bereich der computerunterstützten Gruppenarbeit. Man betrachte Dimensionen wie zum Beispiel Ort und Zeit. An welchem Standort bin ich? Wer bin ich überhaupt? Was kann mein Gerät? Dies alles sind mögliche Fragen, denen sich Contextual Computing widmet.
Robert Scoble und Shel Israel, zwei Technologiejournalisten aus dem Sillicon Valley, sprechen in diesem Zusammenhang sogar von einem neuen Zeitalter des Kontexts. Sie stellen fünf Trends vor, die zu diesem neuen Zeitalter des Kontexts führen:
- Mobile Geräte
- Social Media
- Big Data
- Sensoren
- Location-based Services
Was bringen nun diese fünf Trends an neuen Qualitäten? Sie geben eine große Anzahl von neuen Informationen, wie zum Beispiel eine Historie über zuletzt besuchte Orte oder Social Media-Beiträge. Darüber hinaus könne auch der emotionale Kontext erfasst werden. Ein konkretes Beispiel dafür ist das Smartphone“Moto X” von Motorola mit einem speziell eingebauten Rechenkern für Contextual Computing. Selbst im Standby-Modus nimmt es Signale wahr und reagiert auf bestimmte Situationen. Zum Beispiel merkt das Handy, wenn man Auto fährt und sendet in dieser Zeit keine Nachrichten, um den Fahrer nicht abzulenken.
Im Hinblick auf zukünftige Herausforderungen gab Wessner zu bedenken, dass man die Grenzen von Kontexten genau definieren müsse, um festzustellen, was dazugehört und was nicht Für diesen Zweck schlug Martin Wessner die Tätigkeit eines Kontextmanagers als eine mögliche Lösung vor. Dieser lege genau fest, wer welche Informationen sehen und nutzen dürfe.