Prof. Dr. Kawa Nazemi erhält „Best Paper Award“
Prof. Dr. Kawa Nazemi lehrt im Studiengang Informationswissenschaften. Im Interview spricht er über die Auszeichnung und seine Forschung.
Ein Beitrag von Vanessa Kokoschka
Donnerstag, 5. September 2019
Mediencampus der Hochschule Darmstadt
Herr Prof. Dr. Nazemi, Sie forschen zur Human-Computer-Interaction, Visual Analytics, Data Analytics und Künstlicher Intelligenz. Mit den Begriffen kann nicht jeder etwas anfangen. Wie erklären Sie einem Laien Ihr Fachgebiet?
Wir extrahieren aus Rohdaten, etwa aus Texten oder Bildern, voll automatisch Informationen mit maschinellen Lernverfahren und visualisieren diese. Dabei stellen wir den Menschen mit seinen kognitiven Fähigkeiten und seiner Wahrnehmung ins Zentrum der Betrachtung. Er soll in die Lage versetzt werden, aus den interaktiven Visualisierungen neue Erkenntnisse zu gewinnen und diese mehrwertbringend einzusetzen. Wir wenden nicht nur Methoden des maschinellen Lernens und der künstlichen Intelligenz an, sondern entwickeln und optimieren
diese auch. Diese Methoden dienen der Extraktion von Informationen, Adaption an Daten, Menschen und Aufgaben und führen zu intelligenten visuellen Lösungen mit denen der Mensch einfacher komplexe und analytische Aufgaben lösen kann.
Gemeinsam mit Ihrem Doktoranden Dirk Burkhardt haben Sie ein vollautomatisiertes Verfahren zur Datenerhebung und -anreicherung, Informationsextraktion und Visualisierung entwickelt. Dafür wurden sie auf der International Conference Information Visualisation in Paris mit dem „Best Paper Award“ ausgezeichnet. Was ist der innovative Beitrag Ihres Papers?
Der Beitrag des Papers war die Identifikation von aufkommenden technologischen Trends in Texten. Dafür haben wir wissenschaftliche Publikationen als Grundlage für die Textextraktion genommen. Also welche Trends könnten in Zukunft eine Rolle spielen? Das vollautomatisiert zu erkennen und zu visualisieren war das große Anliegen. Dazu haben wir einen Algorithmus entwickelt und veröffentlicht. Das war der wesentliche wissenschaftliche Beitrag.
Und wo kann dieses Verfahren eingesetzt werden?
Wir setzen das zur Erkennung von Trends, zum Beispiel im Innovations- und Technologiemanagement ein. Wie kann man erkennen, welche Technologien in Zukunft interessant werden? Unternehmen können durch das Verfahren bereits strategisch planen und sich besser im Markt positionieren.
Welche weiteren Entwicklungen werden in Zukunft noch interessant?
Ich habe auf der Konferenz gemerkt, dass sehr viele Publikationen in Richtung der Künstlichen Intelligenz und des maschinellen Lernens gehen. Und auch, dass sehr viele Beiträge in diesem Bereich eingereicht wurden. Ich denke, dass das in naher Zukunft eine Rolle spielen wird.
Und wie bereiten Sie Ihre Studierenden auf solche zukunftsweisenden Themenfelder vor?
Alle Forschungsresultate, die wir haben, koppeln wir mit unseren Lehrveranstaltungen. Das heißt, die Lehrveranstaltungen sind sozusagen science-based und problem-based. Die Studierenden bekommen Problemstellungen in den Lehrveranstaltungen, die sie selbst behandeln und für die sie Lösungen ausarbeiten. Teilweise hervorragende Lösungen, auf die ich vielleicht nicht kommen würde. Im letzten Semester hatte eine Gruppe eine visuelle Lösung für Elektromobilität entwickelt: Also, wo kann ich am besten mein Auto aufladen? Und wo brauche ich neue Ladesäulen, damit die Elektromobilität gestärkt wird? Das sind Arbeiten, die aus der Forschung in die Lehrveranstaltungen geraten. Und umgekehrt werden hervorragende Resultate aus Lehrveranstaltungen gemeinsam mit den Studierenden veröffentlicht.
Die Studierenden zeigen also ein großes Interesse an der wissenschaftlichen Arbeit?
Wir sind bemüht unsere Studierende so weit zu bringen, dass sie auch Interesse an der Forschung haben, weil wir ja auch angehalten sind, Forschung zu betreiben. Und ich sehe immer mehr, dass die Studierenden engagierter sind. Sie wollen sich in die Forschung einbringen und neue Aspekte entdecken. Sie sind bemüht, die Ergebnisse auch zu veröffentlichen und streben nach dem Master auch die Promotion an, die wir im Promotionszentrum für Angewandte Informatik selbst vergeben können.
Mehr Informationen zur Forschung von Prof. Dr. Kawa Nazemi und seinem Team gibt es hier.