Lehren und Lernen am Puls der Zeit – im Interview mit Prof. Dr. Nazemi
Dr. Kawa Nazemi ist seit dem Wintersemester Professor für Informationswissenschaft. Im Interview erzählt er uns unter anderem, wie er zur h_da gekommen ist.
Ein Beitrag von Miriam Ott
Freitag, 9. Dezember 2016
Mediencampus der Hochschule Darmstadt
Prof. Dr. Kawa Nazemi unterrichtet seit dem Wintersemester 2016/2017 als neuer Professor für Informationswissenschaft und Informationsmethodik. Wie er zur Lehre gekommen ist und was er sich von der Professur an der h_da wünscht, hat er uns im Interview verraten.
Hallo, Herr Prof. Dr. Nazemi, herzlich willkommen an der Hochschule Darmstadt. Wie waren Ihre ersten Wochen an der h_da?
Vielen Dank. Meine ersten Wochen an der Hochschule Darmstadt waren sehr angenehm. Ich durfte sehr nette und interessante Menschen kennenlernen. Meine Kolleginnen und Kollegen am Fachbereich haben mich sehr freundlich aufgenommen und unterstützen mich fortlaufend. Die Studierenden sind lernbegierig, so dass das Lehren hier sehr viel Spaß bereiten kann. Ich denke, dass ich noch einige Wochen oder sogar Monate benötige, um die Lern-, Lehr- und Forschungsmentalität hier wirklich kennenzulernen, freue mich aber über diese spannende Lernphase.
Schon zu Beginn Ihrer beruflichen Karriere waren Sie als Diplomand beim Fraunhofer Institut und sind dort bis zum Beginn der Professur auch geblieben. Wie sind Sie damals denn überhaupt zum Fraunhofer Institut gekommen und was hat sie dort so lange gehalten?
Gegen Ende meines Studiums besuchte ich den Fraunhofer Gemeinschaftsstand auf der CeBIT. Ich war sehr begeistert wie die Institute der Fraunhofer Gesellschaft Forschung, Innovation und Praxistauglichkeit in ihren Gedanken und den Entwicklungen vereinten. Als ich dann erfuhr, dass in Darmstadt, unweit meines damaligen Wohnortes, mehrere Institute beheimatet sind, befasste ich mich mit deren Themen und war vor allem von den Arbeiten des Fraunhofer-Instituts für Graphische Datenverarbeitung begeistert. Ich schrieb meine Diplomarbeit dort und mein damaliger Vorgesetzter gab mir die Möglichkeit, dort zu forschen und zu entwickeln. Die Arbeit dort war wirklich sehr interessant. Ich durfte mit Institutionen und Personen aus vielen verschiedenen Ländern an spannenden Themen arbeiten und diese bis zum Einsatz in der Industrie entwickeln. Ich konnte dort Ideen und Visionen umsetzen. Die Arbeit am Fraunhofer IGD ist sehr facettenreich. Man ist umgeben von motivierten und engagierten Kolleginnen und Kollegen, die etwas bewirken wollen. So kann es durchaus passieren, dass man die Zeit vergisst und später gar nicht mehr merkt, dass man doch so lange dort tätig war.
Ebenfalls waren Sie schon einige Jahre als Lehrbeauftragter an der TU Darmstadt tätig. Was hat Sie dazu veranlasst, von der Technischen Universität zum Mediencampus der Hochschule zu wechseln?
Mit der Technischen Universität Darmstadt fühle ich mich stark verbunden. Nicht nur, weil ich dort mehrere Jahre gelehrt habe, sondern auch weil ich dort promoviert wurde und mit vielen tollen Menschen zusammengearbeitet habe. Die Hochschule Darmstadt, das Fraunhofer IGD und auch die TU Darmstadt kooperieren ja bereits in verschiedenen Gebieten. Ich hoffe, dass mein Wechsel zur Stärkung der Kooperationen in der Lehre und der angewandten Forschung beiträgt und dadurch insbesondere die Studierenden der Hochschule Darmstadt profitieren werden.
Mit welchen Wünschen und Erwartungen haben Sie ihre neue Professur am Mediencampus gestartet?
Ich glaube nicht, dass meine Wünsche und Erwartungen im Vordergrund stehen sollten, sondern vielmehr die der Hochschule und im besonderen Maße, die der Studierenden. Ich wünsche mir lediglich, die Wünsche und Erwartungen der Hochschule und der Studierenden alsbald herausfinden zu können, um diesen gerecht zu werden.
Forschung und Lehre sind ja zwei Themen, die sich nicht zwangsläufig ausschließen. Wie möchten Sie in Zukunft Ihre Forschungen weiter betreiben? Eröffnen sich durch die Professur neue Themenschwerpunkte oder werden sie ihre bisherigen Forschungen im Bereich der benutzerzentrierten Informationsvisualisierung fortführen?
Meines Erachtens ist Forschung ein fester Bestandteil der Hochschullehre. Nur auf diese Weise werden wir stets am Puls der Zeit lehren und lernen und neue Erkenntnisse gemeinsam im Lernprozess integrieren können. Dabei sind die Forschungsthemen genauso dynamisch wie die Forschung selbst. Aus heutiger Sicht würde ich dem durchaus zustimmen, dass selbstlernende, benutzeradaptive Visualisierungen eine besondere Rolle im Umgang mit immer größer werdenden Datenmengen spielen werden. Doch die angewandte Forschung ist getrieben von gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Anforderungen und diese können sich durchaus sehr schnell ändern.
Wenn Sie auf Ihre bisherige Karriere zurückblicken, was war Ihr größter Erfolg oder das größte Forschungsziel, das Sie bisher erreicht haben?
Ich habe mehrere Jahre gemeinsam mit meinen früheren Kollegen an einer nachhaltigen Technologie gearbeitet, die den gesamten Transformationsprozess von Datenerhebung über Informationsextraktion und -strukturierung bis hin zu intelligenten Visualisierungen abdeckt. Alle wissenschaftlichen und technischen Ergebnisse stammen aus dieser Technologie oder wurden in diese eingearbeitet. Dabei habe ich mich nicht nur auf technologische Aspekte fokussiert, sondern vielmehr den Menschen im Zentrum der Forschung und Entwicklung gestellt. Ich würde aus heutiger Sicht diese Technologie und alle daraus gewonnenen Erkenntnisse als größtes Forschungsergebnis bezeichnen.
Als Autor von über 70 Publikationen in Journalen, Büchern und Konferenzbeiträgen haben Sie in der Vergangenheit sicher viel Zeit in das Schreiben investiert. Möchten Sie denn auch in Zukunft weiterhin Publikationen veröffentlichen?
Wissenschaftliches Publizieren ist eine Methode, um mit Experten aus aller Welt zu kommunizieren. Es geht nicht nur darum, Ideen und Entwicklungen mitzuteilen und die Sichtbarkeit der deutschen Forschung zu stärken, sondern auch, um Rückmeldungen zu den eigenen Arbeiten zu bekommen. Ich habe in den letzten Jahren sehr viel von diesen Rückmeldungen gelernt, auch wenn mal eine Publikation nicht akzeptiert wurde. Und wenn sie akzeptiert wurden, konnte ich insbesondere auf den Konferenzen tolle Rückmeldungen erhalten und durfte diese Themen mit Experten diskutieren. Ich denke, dass das wissenschaftliche Publizieren ein fester Bestandteil der Forschung ist und da Forschung wiederum meines Erachtens ein Bestandteil der Lehre ist, hoffe ich, bald wieder mit eigenen Beiträgen in Journalen und Konferenzen teilnehmen zu können.
Vielen Dank für Ihre Zeit und weiterhin eine guten Start am Mediencampus!
Ich danke Ihnen!