IMD-Studenten entwickeln Konkurrenten zu Alexa & Co.
Mit "aiiot" kann der Nutzer seine Umgebung intelligent gestalten. Die Entwickler Philipp und Max haben damit auf der "ThingsCon" den Talent Award gewonnen.
Ein Beitrag von Vanessa Kokoschka
Montag, 27. Januar 2020
Mediencampus der Hochschule Darmstadt
Philipp Kaltofen und Maximilian Brandl studieren Interactive Media Design und sind die kreativen Köpfe hinter dem Projekt „aiiot“. Auf der Konferenz „ThingsCon“ in Rotterdam haben die beiden mit „aiiot“ den ersten Platz beim Talent Award belegt. Im Interview sprechen sie über ihr Projekt, die größten Herausforderungen bei der Entwicklung und was sie in Zukunft noch mit „aiiot“ vorhaben.
„aiiot“ ist ein Framework, mit dem Nutzer ihre eigene Lebenswelt intelligent gestalten können. Wie seid ihr auf diese Projektidee gekommen?
Die initiale Idee kam uns auf der ThingsCon 2018, dort hatte Eric Bezzam damals Snips, ein „private by design voice assistant“ vorgestellt. Und wir waren von der Idee begeistert, intelligente Produkte und Werkzeuge zu haben, die nicht von einer Cloud abhängig sind. Zu der selben Zeit hatten wir ein freies Elective zum Thema Machine Learning ins Leben gerufen, in dem wir lernen wollten, eigene Netzwerke zu schreiben und zu trainieren. Und so starteten wir mit kleinen Experimenten bis wir es geschafft hatten, unser erstes Netzwerk auf einem RaspberryPi trainiert zu bekommen. Uns fehlte jedoch der Kontext. Wir wollten ein Werkzeug haben, das man tatsächlich Nutzern in die Hand drücken konnte und mit dem sie ohne weitere Kenntnisse herumspielen und ihre eigene intelligente Umgebung bauen können. Also bastelten wir weiter und so ist dann nach und nach aiiot entstanden.
Mit „aiiot“ habt ihr auf der IoT-Konferenz „ThingsCon“ in Rotterdam den ersten Platz beim Talent Award belegt. Welche Eindrücke habt ihr von dem Event mitgenommen?
Wir hatten dort die Möglichkeit, mit vielen kritischen Denkern aus anderen Universitäten und der Industrie über aiiot zu diskutieren. Und wir waren äußerst überrascht von dem positiven Feedback und haben viel Bestätigung in der Sache bekommen. Der Gewinn des Awards ist natürlich das I-Tüpfelchen. Wir sind große Fans von dem Event und freuen uns auch schon, nächstes Jahr wieder hinzufahren. Die Themen und Menschen dort sind einfach sehr inspirierend und man knüpft viele europaweite Kontakte. Für die jüngeren Semester, die mitfahren, ist das auch immer ein semesterübergreifendes Highlight. Sie können für ihre Semester-Projekte gute Insights und ein Gefühl für den Status-Quo des verantwortungsvollen Internet der Dinge bekommen.
Im Gegensatz zu „Alexa“ von Amazon bleiben die Daten bei „aiiot“ auf dem Gerät. Welche weiteren Vorteile bietet euer Projekt im Vergleich zur Konkurrenz?
Alexa und Co. sind „Produkte“, die den Nutzer in eine passive Rolle zwingen, auch wenn sie natürlich sehr praktisch sind und man das Gefühl hat, durch seine Stimme die Kontrolle zu haben. In Wahrheit sind wir aber nur passive Nutzer und müssen darauf vertrauen, dass wir nicht abgehört werden oder unsere sensiblen Daten nicht missbraucht werden. Uns geht es darum eine Alternative zu bieten, denn wir finden es erstrebenswert, wenn mehr „Werkzeuge“ anstatt fertige Produktlösungen angeboten werden. Denn so kann am Ende jeder Mensch individuell für sich und seine Situation seine Umgebung gestalten und hat am Ende auch tatsächlich die Kontrolle darüber.
Ihr habt „aiiot“ von der Projektidee bis zum Prototyp entwickelt. Was war auf diesem Weg die bisher größte Herausforderung?
Am Ende sieht bei so einem Projekt immer alles so einfach aus. Dazwischen gibt es aber auch immer die deprimierenden Momente, in denen man feststeckt, etwas nicht funktioniert, man nicht weiß, warum und man anfängt zu zweifeln, ob man es überhaupt hinbekommt. Zum Glück glauben wir zwei fest daran, dass man alles mit der richtigen Motivation und Zeit lernen kann. Also hieß es, sich hinsetzen, neu einlesen und von vorne starten. Das sind die Herausforderungen, die so ein Projekt ausmachen.
Wo wollt ihr am Ende dieses Jahres mit eurem Projekt stehen? Welche Ziele verfolgt ihr mit „aiiot“?
Zwischen jetzt und dem Ende des Jahres liegt aktuell auch noch unser nächstes großes Projekt: der Bachelor. Auf diesen wollen wir uns in den nächsten Monaten erstmal konzentrieren. Danach werden wir in Ruhe die nächsten Schritte für aiiot planen, d.h. Finanzierung und Förderung, um aus dem Prototypen dann ein Produkt bzw. Werkzeug zu bauen, mit welchem eine größere Anzahl an Nutzern ihr smartes Zuhause bauen können.
Bildquelle (2): Nuno Cruz