Entenhausen indiskret: Was die Ducks abseits der Comics so treiben
Marlene Breuer, Redakteurin beim Hessischen Rundfunk und Dozentin der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst präsentiert: „Entenhausen indiskret“
Ein Beitrag von Sonja Nowack
Dienstag, 15. Juli 2014
Mediencampus der Hochschule Darmstadt
„Heute erfahren wir Dinge, die der gemeine Donald Duck-Leser noch nicht kennt.“ So eröffnete Marlene Breuer, Redakteurin beim Hessischen Rundfunk und Dozentin der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, die Uraufführung von „Entenhausen indiskret: Das geheime Leben der Duck-Prominenz“. In vier audiovisuellen Hörspielen erhielt das Publikum tiefe Einblicke in das fiktive Leben der Einwohner von Entenhausen. Die Stücke entstanden im Rahmen des Lehrprojektes „Komik, Comic, Komödie“ und wurden nun beim Hessischen Rundfunk präsentiert. Beteiligt daran waren die Hochschule Darmstadt, die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt und der Hessische Rundfunk. Die Dozentinnen Prof. Sabine Breitsameter und Marlene Breuer haben den Kurs gemeinsam betreut und Studierende ihrer beiden Hochschulen zusammengebracht.
Ziel des Kurses: Etwas zu lachen haben!
Wie bei einem Comic üblich, erzählte Prof. Sabine Breitsameter vom Mediencampus der Hochschule Darmstadt den Zuhörern der Live-Präsentation des Projektes erst einmal, was bisher geschah. Marlene Breuer und sie waren auf der Suche nach einem Thema für den Kurs und beschlossen recht schnell: „Wir wollen mal einen Kurs machen, in dem viel gelacht wird!“, so Breitsameter. Und wenn sie an das Produktionswochenende zurückdenke, dann sei ihnen das gelungen. „Bei der Scripterstellung haben wir uns sehr amüsiert mit unseren Autoren.“ Natürlich habe es auch Phasen gegeben, wo es harte Arbeit war, aber die habe sich „wirklich sehr, sehr, sehr gelohnt“. Besonders lobte Breitsameter den Schritt der Studierenden, sich von den Vorstellungen im Kopf gelöst zu haben und sich „formal und inhaltlich freigeschwommen“ zu haben. Anspruch des Kurses sei es nicht gewesen, die Figuren von Donald Duck visuell und akustisch abzubilden, sondern vielmehr, sie neu zu erfinden. So kümmerten sich die Kursteilnehmer nicht darum, wie Dagobert Duck normalerweise aussieht, sondern arbeiteten stattdessen mit seinem Wesen und mit dem, was der Leser von ihm kennt. „Dabei sind sehr erstaunliche, interessante und teilweise analytische Sachen herausgekommen“, sagte Breitsameter.
Formales Experiment: Audiovisuelle Hörspiele
Entstanden ist dabei eine neue Form, die es eigentlich gar nicht gibt: Audiovisuelle Hörspiele. Normalerweise gibt es entweder Hörspiele oder audiovisuelle Stücke. Durch die Visualität entstand die Frage, wie man das überhaupt im Radio senden sollte. „Allerdings werden die Sender ja auch immer kreativer. Wenn ihnen etwas gefällt, dann wird ihnen schon etwas einfallen, denken wir jetzt mal“, sagte Breitsameter mit einem Augenzwinkern. Der Kurs war also ein formales Experiment. „Wir wollten die geballte Schaffenskraft von sowohl auditiv als auch visuell-orientierten Menschen zusammenbringen, was im Alltag ja nicht so oft geschieht“. Auch die Schauspieler der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt trugen ihren Teil zum gelingen des Projekts bei. Die Produktion erfolgte an vier Tagen in Dieburg, „wir haben das also innerhalb kürzester Zeit hinbekommen“, so Marlene Breuer.
Dating-Show mit Dagobert Duck
Gezeigt wurden die vier Stücke „Intime Beichte: Eine Society-Lady bekennt sich“, „Liebeszauber on air: Die Hexe und ihr Galan“, „Messungen, streng wissenschaftlich: Der entfesselte Düsentrieb“ und „Grausame Liebesmagie: Die Rache des Exorzisten“. Im ersten Stück beispielsweise enthüllt Daisy Duck in einer TV-Show eine ungewollte Schwangerschaft von Donald Duck.
Im zweiten Stück versucht die Hexe Gundel Gaukeley, den reichen Dagobert Duck in ihrer Show „Matchmaker“ mit Frieda zu verkuppeln. Das geht allerdings schief, denn Dagoberts Interesse an Frieda beschränkt sich eher auf ihre Fähigkeiten als Angestellte und nicht als potenzielle Partnerin. Ob Gundel Gaukeley mit dieser Strategie endlich an Dagoberts Glückszehner kommt?
Im dritten Stück beschreibt Daniel Düsentrieb seine Traumfrau: „Sie sollte einen Werkzeugkasten haben, an den ich jederzeit heran kann.“ Im vierten Werk versucht ein Dating-Agent mit einem Liebestrank dafür zu sorgen, dass sich die Erzfeinde Gundel Gaukeley und Dagobert Duck ineinander verlieben. Jedes Stück dauert etwa fünf Minuten, und zwischendurch werden Bilder von den Schauspielern eingeblendet, die die jeweilige Szene nachspielen. Die Fotos sind im Comic-Style bearbeitet, was den Lach-Faktor noch einmal erhöht.
Herausforderung: Audio und Bilder aufzunehmen
Marlene Breuer betonte: „Ich arbeite ja eher mit den Ohren als mit den Augen und daher ist es eine echte Herausforderung. Die Charaktere sprechen so viel, wie sie das sonst nie tun. Wir haben richtige Dialoge statt wie im Comic kurze Sprechblasen oder nur „würg“ oder „grummel“. Es sei aber nicht wie beim Comic, da man nicht die ganze Zeit optisch bedient sei. „Es gibt zwischendurch Pausen für das Visuelle, das Audio läuft weiter. Das ist eine neue Art der Rezeption. Wer weiß, was sich daraus entwickelt. Beides aufzunehmen ist eine Herausforderung, und es macht hoffentlich viel Spaß!“