Barcamps als Lehrveranstaltung?
Vorlesungen, Seminare, Übungen und Tutorien sind jedem Studenten bestens bekannt, doch auch Barcamps? Im Studiengang Onlinekommunikation auf jeden Fall.
Ein Beitrag von Miriam Ott
Mittwoch, 9. November 2016
Mediencampus der Hochschule Darmstadt
Der Studiengang Onlinekommunikation am Mediencampus ist einer der ersten Studiengänge, in dem Barcamps als Lehrveranstaltung angeboten werden – das hört sich doch interessant an, oder? Ist es auch! Barcamps sind sogenannte „Unkonferenzen“, bei denen Menschen mit dem gleichen Interessenshintergrund zusammenkommen, um über selbst gewählte Inhalte zu diskutieren. Die Themen des Barcamps legen die Teilnehmer zu Beginn beim sogenannten Session-Pitch selbst fest. Bei manchen Barcamps ist zumindest ein Leitthema festgelegt, so zum Beispiel beim Content Strategy Camp, das ebenfalls regelmäßig am Mediencampus stattfindet. Ein wichtiger Unterschied zur klassischen Konferenz oder zur Lehrveranstaltung: Es gibt keinen festgelegten Themenplan, alle sind gleichberechtigt und können sogenannte Sessions anbieten – Wissensaustausch und Dialog stehen im Vordergrund. Mittlerweile organisieren selbst Firmen für ihre Mitarbeiter Barcamps.
„Als wir in der ersten Vorlesungswoche davon erfuhren, dass wir in Gruppen Barcamp-Sessions gestalten sollen, konnte ich mit dem Begriff noch nicht viel anfangen. Dementsprechend war die Spannung besonders groß, wie so etwas in der Umsetzung aussieht und wie die Gruppen ihre Pitches gestalten werden. Am letzten Donnerstag konnten wir dann alle miterleben, wie viel Kreativität in allen Onkomms steckt und wie interessant so ein Barcamp ist. Ich bin gespannt wie die nächsten Sessions aussehen”, erzählt Josephine, Erstsemester in Onlinekommunikation.
Wie bei anderen Themencamps legen die Dozenten für die knapp 90 Erstsemester des Studiengangs Onlinekommunikation Leitthemen fest, damit der Bezug zur Onlinekommunikation gesichert ist und sich die Gruppen nicht in der Themenfindung verlieren. Beim ersten Barcamp in diesem Semester ging es um die sechs gängigsten Social Media-Plattformen wie Facebook, Snapchat oder Instagram. Es lag in den Händen der Gruppen, einen kurzen Pitch vorzubereiten, um die Aufmerksamkeit der restlichen Kommilitonen auf sich und ihr Thema zu ziehen – schließlich finden beim Barcamp immer mehrere Sessions gleichzeitig statt. Während bei den meisten Barcamps nur kurz über einen Themenvorschlag abgestimmt wird, ist bei Onkomm bereits der Sessionpitch ein kleiner Höhepunkt, bei dem sehr kreativ für die unterschiedlichen Sessions geworben wird.
„Da immer verschiedene Sessions zur gleiche Zeit stattfinden, kommt keine Langeweile auf, im Gegenteil: Ich hatte eher das Problem, nicht an zwei Sessions gleichzeitig teilnehmen zu können”, sagt Eva. Da die Teilnehmer der Sessions aber fleißig getwittert hätten konnte man auch Eindrücke der Sessions bekommen, an denen man nicht habe teilnehmen können.
Wie die einzelnen Sessions des Barcamps aussehen, das legt jedes Team für sich fest. Ob mit Präsentation, Film, Quizshow, Flipchart oder ganz ohne visuelle Begleitung, das ist egal – es dürfen nur die Diskussion und der Austausch mit den Teilnehmern nicht fehlen. Die Themenvielfalt des Barcamps ist dementsprechend ziemlich groß: So kann es um Privacy bei Social Networks, Medienkompetenz, aber genauso um Fallbeispiele zum Marketing mit Messengern oder auf anderen Plattformen gehen.
Johanna jedenfalls ist begeistert: „Mir hat das Barcamp super gefallen, einfach weil es eine ganz andere Art der Präsentation ist. Man wird nicht einfach nur mit Daten und Fakten berieselt, wo man ja meistens eher abschaltet”.
Die Barcamps im Modul „Web Literacy Lab“ finden schon seit Start des Studiengangs im Wintersemester 2014/2015 statt und haben sich seitdem als Lehrmethode eindeutig bewährt: “Ich sehe in Barcamps einen idealen Weg für die Studierenden, ihre Web Literacy selbstgesteuert zu erweitern. Sie sind in den Sessions gleichzeitig Lehrende und Lernende, sie teilen ihr Wissen und vernetzen sich als Onkomm-Community.”, bestätigt Prof. Dr. Wessner, der verantwortliche Professor hinter dem Modul.
Über das Barcamp am 03.11.2016 wurde übrigens auch fleißig gewittert. Tweets zu allen sechs Themen finden sich unter den Hashtags #okbc16 und #onkomm wieder. Und die nächsten Barcamps kommen schon bald: Am 10.11.2016 geht es in den verschiedenen Sessions um Xing und LinkedIn, Trello, sowie die Begriffe Darknet, Shitstorm und Online-Reputation. Am 17.11.2016 folgen Sessions zu den Themen Klarname-Pseudonym-Anonym, Internet Trolls, Blogger Ethos, Politik & Internet, Internet Governance sowie Internet & Urheberrecht. Die Barcamps starten für alle Interessierten jeweils um 08:45 Uhr im Raum F14/14 am Mediencampus Dieburg.
Fotos: Twitter-User ShutUpSuzan & Thisisnotema