“Aftermath”: „Die Mitstudenten sind die härtesten Kritiker“
Ein Beitrag von
Samstag, 9. November 2013
Mediencampus der Hochschule Darmstadt
Ehrliches Feedback, das ist es, was sich die Teilnehmer von „Aftermath“ von ihrem Publikum wünschen. Für das diesjährige hochschulinterne Filmfestival am 6. und 7. November 2013 gab es 28 Einreichungen – eine mehr als letztes Jahr. Die Veranstaltung wird selbstständig von Studenten für Studenten organisiert. Jeder schlüpft in die Rolle eines Kritikers und alle diskutieren studentische Werke. Die ersten drei Plätze erhalten einen kleinen Preis.
Das Campuskino ist voll. Einige sitzen auf dem Boden. Während des Films ist es sehr still im Kino. Das Publikum zeigt Interesse und Respekt. Nach dem Film ein kurzer Applaus, dann geht es los: schonungslose Kritik. Von den meisten werden zuerst positive Punkte genannt, danach negative. Sie wenden sich direkt an den Regisseur, gucken ihn an. Die meisten Künstler suchen das Feedback und stellen direkte Fragen: „Habt ihr die Handlung verstanden?“ „Was kam bei euch an?“ Die Antworten sind zum Teil sehr direkt: „Wenn das deine Aussage war, dann bist du damit voll auf die Fresse geflogen.“ Der Regisseur darf sich verteidigen. Eine Diskussion entbrennt. Es wird nicht moderiert. Die Gemüter beruhigen sich. Der nächste Film wird gezeigt.
Ein neues Bewertungssystem
In den Jahren zuvor gab es laut Organisator Christoph Bockisch immer wieder Kritik am Bewertungssystem bei „Aftermath“. Am letzten Tag wurde zum Schluss über jeden gesehenen Beitrag abgestimmt. Dabei habe nicht jeder alle Filme gesehen und an die Filme, die man zuletzt gesehen hatte, erinnert man sich am besten. Die studentischen Organisatoren Clara Hüneke und Christoph Bockisch haben deshalb Stimmzettel vorbereitet. Damit kann jeder Film mit Punkten von eins bis zehn bewertet werden – direkt nach dem Film. Am Ende wird eine durchschnittliche Punktzahl anhand der abgegebenen Stimmen errechnet.
Wunsch: mehr Zusammenarbeit mit Animation & Game
Für „Aftermath“ können Studierende – grundsätzlich aller Studiengänge des Mediencampus – filmische Projekte einreichen und damit an dem internen Wettbewerb teilnehmen. Gezeigt werden auch Rohschnitte, unfertige Fassungen oder Trailer. Die meisten Projekte kommen aus dem Studiengang Motion Picture, dieses Jahr kamen nur zwei Teilnahmen aus dem Studiengang Animation & Game. Christoph Bockisch erzählt: „Für die Studenten aus Motion Picture ist ‘Aftermath’ eine Pflichtveranstaltung. Jeder kann und muss hin gehen. Bei Animation & Game haben die meisten Vorlesungen und können nicht einmal kommen. Das ist schade.“ Erfreulich hingegen sind die 28 Einreichungen – eine mehr als letztes Jahr. Für Bockisch ist das ein Erfolg: „Die Veranstaltung kommt an. Das ist toll zu sehen.“ Es habe sogar mutige Erstsemester gegeben, die ihre bisherigen Filme dem Publikum, hauptsächlich Studierende und Dozenten, präsentiert haben.
Die Gewinner
Am Ende erhält „Paradies irgendwo in Brandenburg“ die höchste Punktzahl. Es ist ein Semesterabschlussprojekt – Regie und Buch von Tom Fröhlich. Der Film handelt von einer über viele Jahre gereifte Männerfreundschaft, errichtet auf dem Boden eines Kleingartens – mitten im Nirgendwo der neuen Bundesländer. Die Plätze zwei und drei belegen “SWING” von Anthony Capristo und Victor Haselmayer und “mitteendezwanzig” von Sebastian Wörner. Die Preise, ein Jahresabonnement für die Zeitschrift „Kameramann“, das Fachbuch „Film verstehen“ und eine Filmklappe wurden von den zufriedenen Organisatoren am Ende des zweiten Tages überreicht. Bockisch resümiert: “Hier gewinnnen alle – an Erfahrung. Denn die Studenten sind die härtesten Kritiker.”
Franziska Bittel