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Silenced Voices: Strukturelle Perspektiven auf Online-Gewalt gegen Journalistinnen

Symbolbild: Foto eines Buches (Abschnitt Hassrede)
Dissertation

Silenced Voices: Strukturelle Perspektiven auf Online-Gewalt gegen Journalistinnen

Diese Arbeit untersucht, wie Redaktionen und externe Organisationen mit geschlechtsspezifischer Online-Gewalt gegen Journalistinnen umgehen. Ziel ist es, praxisnahe und umsetzbare Handlungsvorschläge zu entwickeln, um Journalistinnen besser zu schützen.

Promovierende:Anna Sophie Kuschezki
Betreuende:Prof. Dr. Henriette Heidbrink
Dauer:01/2025 bis 09/2028
Beteiligte Institutionen:Bauhaus Universität Weimar

Die weltweite Zunahme von Gewalt gegen Journalisten und Journalistinnen, vor allem im Netz, stellt eine ernsthafte Bedrohung für die Pressefreiheit und damit für demokratische Gesellschaften dar (Reporter ohne Grenzen, 2021). Dabei sind Journalistinnen nicht nur häufiger, sondern auch in schwereren Formen betroffen als ihre männlichen Kollegen, häufig durch sexualisierte Gewalt (Harlow et al., 2022; Kim & Shin, 2022). Auch die Kritik an ihrer journalistischen Arbeit ist oft von misogyner Rhetorik geprägt und tritt insbesondere dann auf, wenn die Journalistinnen über Themen in männlich dominierten Bereichen oder über polarisierende Themen berichten (Springer & Troger, 2021). 
Dies lässt darauf schließen, dass das Ziel von Online-Gewalt darin besteht, den Ruf und die Karrieren von Journalistinnen zu schädigen und sie bewusst zum Schweigen zu bringen (Posetti & Shabbir, 2022) und kennzeichnet Online-Gewalt gegen Journalistinnen als ein Problemfeld, das sich von allgemeinen Angriffen gegen die Presse unterscheidet. 
Bei der Bewältigung solcher Vorfälle sind die betroffenen Journalistinnen meist auf sich allein gestellt: In vielen Redaktionen existieren bislang nur unzureichende Schutzmaßnahmen und Unterstützungsstrukturen (Chen et al., 2020). Die Auswirkungen auf Betroffene reichen von psychischen Belastungen bis hin zu Chilling-Effekten wie Selbstzensur oder dem Rückzug aus dem Beruf (Posetti & Shabbir, 2022).
Vor diesem Hintergrund untersucht das Promotionsprojekt, wie auf institutioneller Ebene mit geschlechtsspezifischer Online-Gewalt umgegangen wird und welche strukturellen Maßnahmen zu einem wirksameren Schutz betroffener Journalistinnen beitragen können.

 

Forschungsfragen

  1. Wie unterstützen Redaktionen und externe Organisationen betroffene Journalistinnen im Umgang mit genderspezifischer Online-Gewalt?
  2. Welche strukturellen und organisatorischen Herausforderungen bestehen für diese bei der Implementierung von Maßnahmen gegen genderspezifische Online-Gewalt?
  3. Welche transformativen Lösungsansätze lassen sich für das beschriebene Feld transdisziplinär entwickeln?

 

Methodik

Die kumulative Dissertation folgt einem praxisbezogenen und transformativen Forschungsansatz (Defila und Di Giulio, 2018) und setzt sich aus mindestens drei wissenschaftlichen Beiträgen zusammen.

  1. Systematic Literature Review, um den internationalen Status quo der Thematik zu erfassen
  2. Mixed-Methods-Studie zur Herangehensweise in ausgewählten Medienunternehmen und externen Hilfsorganisationen in Deutschland mit:

    - Umfragen
    - Leitfadeninterviews
    - teilnehmender Beobachtung
    - Dokumentenauswertung

  3. Quantitative Erhebung und Auswertung von Maßnahmen in Redaktionen und deren Dimensionen
     

Ziel und Transfer

Das Phänomen Online-Gewalt gegen Journalistinnen wurde bisher hauptsächlich aus der Perspektive der Betroffenen erforscht, auch wenn organisationale Prozesse thematisiert wurden. Doch insbesondere, wenn es um strukturelle Maßnahmen geht, ist die Perspektive der involvierten Redaktionen und Organisationen wertvoll und sollte nicht außer Acht gelassen werden.

Das Ziel der Dissertation besteht einerseits darin, zur Schließung dieser Forschungslücke beizutragen und die strukturelle Dimension von Online-Gewalt noch besser zu verstehen und wissenschaftlich aufzuarbeiten.

Andererseits setzt das Dissertationsprojekt einen besonderen Fokus auf die praktische Anwendbarkeit der Ergebnisse: Für Redaktionen und externe Unternehmen sollen konkrete und umsetzbare Handlungsvorschläge entwickelt werden, um sie dabei zu unterstützen, genderspezifische Online-Gewalt wirksamer zu bekämpfen und Journalistinnen besser zu schützen. 

 

Literatur

Chen, G. M., Pain, P., Chen, V. Y., Mekelburg, M., Springer, N., & Troger, F. (2020). ‘You really have to have a thick skin’: A cross-cultural perspective on how online harassment influences female journalists. Journalism, 21(7), 877–895.

Defila, R., & Di Giulio, A. (Hrsg.). (2018). Transdisziplinär und transformativ forschen: Eine Methodensammlung. Springer Fachmedien. https://doi.org/10.1007/978-3-658-21530-9

Harlow, S., Wallace, R., & Cueva Chacón, L. (2022). Digital (In)Security in Latin America: The Dimensions of Social Media Violence against the Press and Journalists’ Coping Strategies. Digital Journalism, 0(0), 1–19. https://doi.org/10.1080/21670811.2022.2128390

Kim, C., & Shin, W. (2022). Harassment of Journalists and Its Aftermath: Anti-Press Violence, Psychological Suffering, and an Internal Chilling Effect. Digital Journalism, 0(0), 1–17. https://doi.org/10.1080/21670811.2022.2034027

Posetti, J., & Shabbir, N. (2022). The Chilling: A global study of online violence against women journalists. International Center for Journalists.

Reporter ohne Grenzen. (2021). Wie Sexismus Journalistinnen bedroht. Reporter ohne Grenzen.

Springer, N., & Troger, F. (2021). „Du stehst unter genauer Beobachtung, unangenehmer Beobachtung“. Publizistik, 66(1), 43–65. https://doi.org/10.1007/s11616-020-00637-w

Anna Kuschezki

Anna Kuschezki

Anna Sophie Kuschezki ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kommunikation und Medien (ikum) der Hochschule Darmstadt und Dozentin...


im Studiengang Onlinejournalismus.

Seit 2025 promoviert sie kooperativ an der Juniorprofessur "Digitale Ökonomien” im Fachbereich Medienmanagement der Bauhaus-Universität Weimar.
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