Die Sprache der neuen Moral: Vom Statuskampf zum Moralspektakel
Die Sprache der neuen Moral: Vom Statuskampf zum Moralspektakel
Vortrag von Philosoph Philipp Hübl
📅 Dienstag, 25.11.2025
🕑 17:00 Uhr
📍 C 10 (Hochhaus), Raum 03.01
Im Vortrag analysiert Hübl die Sprache der Moral als Teil eines Statusspiels. Laut Hübl hat sich das moralische Reputationsmanagement grundlegend verändert, da die digitale Kommunikation kontextarm und halbanonym ist und zu moralischer Vereindeutigung, gegenseitiger Überwachung und schneller sozialer Ansteckung führt.
„Sexismus“, „struktureller Rassismus“, „Islamophobie“, „Bodyshaming“, „Trauma“, „Intersektionalität“, „Privileg“, „Diversität“, „Patriarchat“, „toxische Maskulinität“, „kulturelle Aneignung“: Die Begriffe der sozialen Gerechtigkeit sind schwer zu übersehen. Sie sind in vielen Fällen nicht nur weiter gefasst als noch vor einiger Zeit (concept creep), sondern vor etwa zehn Jahren schoss auch ihre Frequenz in den Medien und der Wissenschaft weltweit steil in die Höhe. Gründe dafür sind laut Hübl nicht nur gestiegene Ansprüche (Tocqueville-Paradox), selektiver Medienkonsum und eine allgemeine kognitive Negativverzerrung, sondern auch ein kommunikativer Aspekt: Moralisches Vokabular, politische Ideen und argumentative Taktiken, die sich schnell verbreiten, wenn man sie für den eigenen sozialen Status, also für Prestigegewinne, in Gruppenkonflikten und im Konkurrenzkampf einsetzen kann.
Philipp Hübl ist Philosoph und hat theoretische Philosophie an der RWTH Aachen, der Humboldt-Universität Berlin und als Juniorprofessor an der Universität Stuttgart gelehrt. Danach war er Gastprofessor für Philosophie und Kulturwissenschaft an der Universität der Künste Berlin. Er ist Autor des Bestsellers »Folge dem weißen Kaninchen« (2012), der Bücher »Der Untergrund des Denkens« (2015), »Bullshit-Resistenz« (2018), »Die aufgeregte Gesellschaft« (2019) und 2024 das Buch »Moralspektakel. Wie die richtige Haltung zum Statussymbol wurde und warum das die Welt nicht besser macht«, für das er jüngst den Tractatus Preis für philosophische Essayistik erzielt. Philipp Hübl schreibt regelmäßig für die Zeit, FAZ, taz, NZZ, Welt, FR, Standard, Deutschlandradio und das Philosophie Magazin. Hübl hat Philosophie und Sprachwissenschaft in Berlin, Berkeley, New York und Oxford studiert.