Typisierungsaktion am Mediencampus: Lebensretter für Robert gesucht
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Samstag, 8. Februar 2014
Mediencampus der Hochschule Darmstadt
„Fünf Minuten für Dich, ein ganzes Leben für mich“- so lautet das Motto der Aktion, die am 12. Februar von 12 bis 18 Uhr vor dem Café Zeitraum stattfinden wird. Eine Erkrankung des 22-jährigen Studenten Robert war der Auslöser für die Typisierungsaktion, die der Mediencampus zusammen mit der DKMS Deutsche Knochenmarkspenderdatei ausführt. Er erfuhr im Dezember, dass er Leukämie hat – nur eine Stammzelltransplantation kann ihm helfen.
Den Plan vom Leben umwerfen
Die Idee zur Typisierungsaktion am Mediencampus hatte Laura Pfänder, Wissenschaftsjournalismus-Studentin an der Hochschule Darmstadt, die seit drei Jahren mit Roberts Schwester Katharina befreundet ist. „Wir haben uns vom ersten Tag an sehr gut verstanden, weil wir uns vom Charakter her einfach ähnlich sind. Uns verbindet, was wir vom Leben wollen und erwarten“, so Laura Pfänder über ihre Freundschaft zu Katharina. Laura Pfänder hat Robert erst einmal getroffen, vor 1 ½ Jahren. Sie lernte ihn als lustigen und zielstrebigen Menschen kennen. „Er hatte einen Plan vom Leben und das musste er alles umwerfen. Das beschäftigt mich am meisten, dass sich das Leben so schnell ändern kann“, erklärt Laura Pfänder ihre Motivation. Für sie stand von Anfang an fest, dass sie helfen wollte. „Ich bin ein Macher. Ich bin keiner, der nur sagt ‚hm, ja tut mir leid‘. Die Typisierungsaktion ist die einzige Möglichkeit, wie ich helfen kann, daher war für mich klar, dass ich das machen musste“, erklärt Laura Pfänder. Und kurz danach lacht sie: „Ich würde aber ungern als die große Heldin porträtiert werden. Für mich ist das selbstverständlich.“ Sehr gerührt ist Laura Pfänder von der Anteilnahme, die sie bisher schon erfahren hat. „Es haben sich schon Fremde gemeldet, die helfen wollen. Das ist schon krass.“
Öffentlicher Brief von der Schwester
In einem ergreifenden Brief richtet sich Roberts Schwester Katharina an die Öffentlichkeit: „Es ist eine seltene Art von Lymphkrebs: B-lymphoplastisches Lymphom, der sehr aggressiv ist und sich über das Blut im ganzen Körper ausgebreitet hat. Es fing alles damit an, dass er im Juli 2013 starke Rückenschmerzen hatte. Zu dem Zeitpunkt wusste noch niemand, dass der Krebs schon seine Knochen im Rücken, Brustkorb und Halswirbelbereich angegriffen hatte.“ Laut DKMS findet nur ein Drittel aller Blutkrebspatienten innerhalb der Familie einen Spender. Bei Robert kam leider niemand infrage. Katharina weiter in dem Brief: „Die Therapie wird einen langen Zeitraum in Anspruch nehmen. Da der Krebs sehr selten und aggressiv ist, bekommt er momentan eine sehr starke Chemotherapie. Seine Knochen – vor allem der Halswirbelbereich – wurden in den letzten Wochen leider noch weiter angegriffen; bei einem Bruch würde eine Querschnittlähmung die Folge sein. Zum Schutz vor einem Bruch muss er ein Oberkörperkorsett tragen, welches ihn physisch sehr einschränkt, um unnötige Bewegungen zu vermeiden. Die Ärzte möchten eine Stammzellentransplantation so schnell es geht mit in die Behandlung einfließen lassen.“
Chance auf einen passenden Spender: 1 zu 1 000 000
Alle 16 Minuten erhält ein Patient in Deutschland die Diagnose Blutkrebs. Die DKMS hat laut Angaben auf ihrer Webseite bisher mehr als vier Millionen registrierte Spender weltweit. Doch das ist nicht genug, denn die statistische Wahrscheinlichkeit, dass zu einem Betroffenen die Stammzellen einer anderen Person passen, liegt weltweit bei nur ca. 1 zu 1 000 000. Voraussetzung für einen potenziellen Lebensspender ist: Zwischen 18 und 55 Jahre alt und bei guter Gesundheit.
In Dieburg wird es bei der Typisierungsaktion eine Art Rundgang geben. Zuerst trinkt der potenzielle Spender einen Schluck Wasser, um mögliche Speisereste zu entfernen. Dann wird ein Zettel mit den Daten zur Person ausgefüllt. Zum Schluss wird mit einem Wattestäbchen ein Abstrich von der Wangenschleimhaut genommen. Die ganze Prozedur dauert nur wenige Minuten. Dabei helfen etwa zehn Freiwillige und Experten vom DKMS werden bei Fragen zur Seite stehen. Mit einem Infostand begleitet wird die Aktion außerdem vom Dieburger Verein Leukämie- und Lymphom-Hilfe in Hessen. Der Erste Vorsitzende, der Dieburger Holger Bassarek, hatte Lymphatische Leukämie (Blutkrebs) und konnte danke einer Knochenmark-Transplantation gerettet werden. Wer am 12. Februar keine Zeit hat, nach Dieburg zu kommen, der kann sich auch über die DKMS-Webseite als Spender registrieren lassen.
Gegenmittel im eigenen Körper
Je mehr Menschen sich typisieren lassen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass jemandem geholfen werden kann. „Und wenn nicht für Robert, dann vielleicht für jemand anderen“, hofft Laura Pfänder. Auch Roberts Familie und seine Freunde bitten im Flugblatt um Mithilfe: „Bitte lasst euch typisieren. Ihr tragt das Gegenmittel in euch. Geht nicht einfach damit spazieren. Mit eurer Registrierung schenkt ihr etwas Wertvolles: die Chance auf ein zweites Leben.“
Sonja Nowack
Weitere Infos auf der Webseite der DKMS