Shared Knowledge Spaces in Performance Arts
Im letzten Science Wednesday des SoSe2017 berichtet Prof. Dr. Bernhard Thull über Einsatz von Linked Data-Technologien im Bereich Tanz und Theater.
Ein Beitrag von Laura Schott
Freitag, 23. Juni 2017
Mediencampus der Hochschule Darmstadt
Es ist nicht der erste ScienceWednesday, den Prof. Dr. Bernhard Thull aus dem Studiengang Informationswissenschaft zu diesem Thema hält – diesmal ging es um ein Update zu einem wichtigen F&E-Projekt am Institut für Kommunikation und Medien (ikum). Zusammen mit der Pina Bausch Foundation gab es von 2011 bis 2014 bereits ein gefördertes Projekt zur Entwicklung eines Archives, um den künstlerischen Nachlass von Pina Bausch und damit auch dem Tanztheater zu erhalten. Das sogenannte „Pina Bausch Archiv“ ist eine Sammlung verschiedener Materialien und Choreographien wie Kleidungsstücke, Bilder der Aufführung, Szenenausschnitte, Manuskripten, Spielstätten, Mitwirkenden oder auch Erinnerungen und Interviews von Zuschauern.
Basis der digitalen Sammlung bildet Linked Data. Man kann sich das Ganze als Triple, bestehend aus „subject“,“predicate“ und „object“, vorstellen. Immer wieder werden drei Begriffe so verknüpft. Ein Beispiel hierzu: Danzón (Name des Stücks) – wird kreiert von – Pina Bausch. So werden ganze viele Triple rund um dieses Werk gesammelt, bis aus einzelnen Puzzlesteinen ein Gesamtbild entsteht. Während des Projekts waren die Mitarbeiter der Stiftung für die Datensammlung zuständig, die h_da für die anschließende Modellierung – zusammen fanden so mehr als drei Millionen Statements in das Archiv.
Doch was geschah, als das Projekt endete? 2016 lud das Forum Freies Theater aus Düsseldorf zur Vorstellung des Archivs und dieser Plattform zu einem Workshop ein. Viele weitere folgten seitdem und gerade erst war Prof. Dr. Thull auf einem Kooperations-Kick off in Berlin. Auch internationale Workshops wie beispielsweise in Brüssel wurden organisiert und Ideen für weitere Kooperationen entstanden. Der Grundgedanke dieser Aktivitäten: Das technische Konzept lässt sich mit Anpassungen auf andere Institutionen übertragen, um so einen Teil des kulturellen Erbes zu sichern. Zwei Projektbeispiele, die der Professor in seinem Vortrag erwähnt, sind zum einen das Archiv des freien Theaters in Berlin, einem politischen Theater. Das Problem dort: allmählich gehen viele Mitwirkenden in Ruhestand und es ist nicht viel archiviert, geschweige denn digitalisiert. Lediglich einige Videos existieren. Das zweite Beispiel „Passage 23° E“ vom Internationalen Theaterinstitut Berlin beinhaltet Aufzeichnungen über alle auf dem 23. Breitengrad Ost liegenden Länder und der Entwicklung des Theaters dort.
Die Beobachtungen und Rückmeldungen zu Thulls Forschungen gehen in verschiedene Richtungen. Auf der einen Seite herrscht großes Interesse an der Plattform, da sie leichtgewichtig ist und Modelle zur Sammlung des Materials jederzeit austauschbar sind bzw. weiterentwickelt werden können. Allerdings gibt es wenige bis keine Mitarbeiter in Instituten, um solche digitalen Sammlungen aufzubauen und zu pflegen, zudem gibt es kaum Qualifikationen, die auf Linked Data vorbereiten und auch kaum Budget. Man kann also sehr gespannt sein, wie sich die Forschungen zu diesem Thema weiterentwickeln – denn eigentlich brauchen alle Kunstinstitutionen diese Digitalisierung zur Archivierung.
Fotos: Steve Wolf (h_da)