Spielerisch die Welt verändern – Projektpräsentationen von Animation and Game
Aluminium in Babynahrung, „Flamen“ und Smartphonesucht – alles Themen, die die Studierenden des fünften Semesters Animation and Game verändern wollen.
Ein Beitrag von Franziska Bittel
Donnerstag, 12. Februar 2015
Mediencampus der Hochschule Darmstadt
Bei ihren Projektpräsentationen stellten zehn Teams am Mediencampus ihre animierten Kurzfilme und Spiele zum Thema „Animation and Game for Change“ vor.
Unter der Leitung von Prof. Tilmann Kohlhaase haben sich die 39 Studierenden im fünften Semester Gedanken dazu gemacht, wie sie mit ihren Mitteln etwas erreichen können und über das Semester hinweg Spiele oder animierte Kurzfilme erstellt. Der Höhepunkt und Abschluss des Semesters, die Projektpräsentation, war sehr gut besucht – auch viele Studierende aus anderen Semestern und Schüler, die später Animation and Game studieren möchten, haben sich die Projekte angesehen. Die Studierenden präsentierten sehr kreative Ideen, beispielhaft wollen wir zwei Projekte vorstellen.
Den „Flamern“ eine negative Gaming-Erfahrung bescheren
Ein Team aus Studenten bemängelt zum Beispiel, dass bei Online-Rollenspielen viele Spieler und Spielerinnen „rumflamen“, das bedeutet, sie beleidigen die anderen und nutzen dabei unnötig viele Schimpfwörter. Einigen Spielern, so scheint es, geht es sogar nur noch darum. Das Team hat deshalb ein Online-Rollenspiel entwickelt, das “ewigen Hatern” den Spielspaß verderben soll. In dem Spiel „Ancient Battle Arena Extreme“ kämpfen die Helden in einer Arena gemeinsam gegen ein Monster mit Tentakeln, die mit Säure gefüllt sind.
Der Clou dabei: Es gibt einen “Flame-Meter”, die anzeigt, wie gut oder wie nervig sich die Spieler gerade verhalten. Werden zum Beispiel viele Schimpfwörter im Chat gepostet, steigt der Flame-Meter, und das Chat-Fenster wird immer größer und nerviger. Diese negative Spielerfahrung soll den Gamern zeigen: Flamen ist uncool. Das Team hat eine komplette Arena und drei Charaktere zur Auswahl selbst entworfen, modelliert und in 3D animiert. Der Kampf gegen das Monster sieht nicht leicht aus, aber die Kommilitonen sind begeistert und haben zum Schluss der Präsentation nur noch eine Frage: „Wo kann ich das Spiel downloaden?“
Die Mächtigen sind zu mächtig
Ein anderes Projektergebnis: Im animierten Kurzfilm des Teams Justice wird ein Detektiv für ein Verbrechen verurteilt, dass er nicht begangen hat. Ihm wurde zum Verhängnis, dass der Täter gleichzeitig der Richter ist und zu viel Macht hat. Auch wenn der Detektiv ein Rabe ist und der Richter ein Frosch, so lässt sich diese Situation auf unsere heutige Welt übertragen. Student Lukas von Team Justice erklärt: „Wir wollen auf korrupte Justiz aufmerksam machen und die Zustände in Ländern kritisieren, wo Amtsmissbrauch an der Tagesordnung ist.“
Verschiedene Rollen: Management, Concept, Plot, Simulation und Modeling
Die Projektpräsentationen umfassen nicht nur das Vorführen der Ergebnisse, sondern auch das Vorstellen der Herangehensweise – mit Zeitplan und technischen Details: zum Beispiel, welche Programme benutzt worden sind und wer welche Rollen übernommen hat. Für die anderen Studierenden sicher besonders interessant: die „Lessons Learned“, also was würden die Teams beim nächsten Mal wieder genauso oder eben ganz anders machen. Team Justice war bei der Präsentation besonders clever: um ihre Redezeit von 12 Minuten und 30 Sekunden nicht zu überschreiten, zeigte die Gruppe anstatt einer Präsentation einen Film, der genau die passende Länge hat.
Unterstützung für die Projektarbeit: Laboringenieur Martin Streit
Martin Streit ist Laboringenieur am Mediencampus und betreut die Studierenden von Animation and Game bei ihren Projekten. Viele Teams sind froh, dass sie sich mit Fragen an ihn wenden können – er steht nicht umsonst fast in jedem Abspann, zum Beispiel mit dem Dank „Saving our asses daily“. Im Kurzinterview hat er drei Fragen zu den Projektpräsentationen beantwortet:
Was waren die besonderen Herausforderungen bei dem Semesterprojekt?
Martin Streit: Das ist sehr unterschiedlich. Was alle gemeinsam haben, ist die kurze Zeitspanne von einem Semester. Jedes Team hat darüber hinaus weitere Herausforderungen: Die einen nutzen eine sehr neue Spiel Engine die sie erst erlernen müssen, andere bauen eine Multiplayer-Komponente ein, die wenig dokumentiert ist. Andere kämpfen mit dem Teammanagement und Kommunikationsproblemen oder auch Software-Bugs.
Wie können Sie den Studierenden helfen und sie unterstützen?
Ich helfe ihnen auf unterschiedliche Weise. Zum einen versuche ich permanent, die Infrastruktur und die technischen Möglichkeiten zu verbessern und anzupassen. Ich höre aber auch einfach zu, wenn es Probleme gibt und versuche dann entsprechend zu reagieren und Lösungsstrategien zu entwickeln.
Was hat Sie bei diesen Projektpräsentationen besonders beeindruckt?
Die Qualität der Projekte ist sehr gut, und die Teams können stolz auf ihre Ergebnisse sein. Jetzt wünsche ich mir, dass vieles davon veröffentlicht und zugänglich wird, zum Beispiel auf Filmfestivals, Wettbewerben, im Netz und auch hier an der Hochschule.