Perspective Daily – Denken ist Gewohnheit
Wie kann Lösungsjournalismus der Gesellschaft nachhaltig helfen? Die Neurowissenschaftlerin Maren Urner spricht über ihr Start-up "Perspective Daily".
Ein Beitrag von Jannik Bork
Samstag, 30. April 2016
Mediencampus der Hochschule Darmstadt
Eine Antwort auf obige Frage hat die promovierte Neurowissenschaftlerin Dr. Maren Urner, die am Mediencampus über ihre Neugründung “Perspective Daily” sprach. Ziel der journalistischen Plattform ist es, Menschen zu bewegen, die sich mit aktuellen Gesellschaftsthemen kritisch auseinandersetzen möchten und damit einen öffentlichen Diskurs anregen. Lösungsansätze sollen gemeinsam erstellt werden, um neue Perspektiven für die Zukunft aufzuzeigen.
In einer gemütlichen Runde konnten Studierende des Masterstudiengangs Medienentwicklung Maren Urner mit Fragen zu ihrem Start-up löchern. Urner selbst konnte nicht vor Ort sein, sondern wurde – passend zum Mediencampus – mittels Internet per Skype zugeschaltet. Die zirka 40 Minuten dauernde Session basierte auf den zwei großen Hauptthemen Crowdfunding und Lösungsjournalismus.
Fernsehen und Kundennähe als Fundament für erfolgreiches Marketing
Die Crowdfunding-Kampagne wurde erst vor einigen Wochen mit mehr als 12.000 Unterstützern erfolgreich abgeschlossen. “Perspective Daily” wurde in einigen Talkshows bereits vorgestellt, vor allem Schauspielerin Nora Tschirner sorgte mit ihrem Engagement für zusätzliche Reichweite. Allerdings spielt für Urner die Kundennähe eine entscheidende Rolle bei der Vermarktung. So tourte sie durch Deutschland und beantwortete Fragen, die den interessierten Lesern auf dem Herzen lagen. Sie hatten keinerlei Marketing-Budget zur Verfügung. Nur wegen der vielfältigen Unterstützung konnte das Projekt erst realisiert werden.
Lösungsorientiert, konstruktiv, werbefrei.
Mit diesen drei Begriffen wirbt “Perspective Daily” für sich. Auf der komplett werbefreien Website soll täglich genau ein Artikel für registrierte Mitglieder erscheinen. Die Autoren seien nicht in Ressorts aufgeteilt, sondern arbeiten themenbezogen, da jedes Gesellschaftsproblem eine Betrachtung aus unterschiedlichen Perspektiven benötige. Mitglieder sammeln Themenvorschläge und schaffen damit neue Diskussionen. Zusätzlich garantieren Kooperationen mit Universitäten und Wissenschaftlern fundiertes Wissen.
Urner vertritt die These, dass Denken immer in gewohnten Mustern ablaufe. “Perspective Daily” will mit provokant naiven Fragen dazu motivieren, anders zu denken und Dinge kritisch zu hinterfragen. Dabei sollen auch negative Meinungen verarbeitet werden, um das Thema bestmöglich zu beleuchten. Genau das sei die Grundlage von Lösungsjournalismus.
Eine weitere W-Frage: Wie kann es weitergehen?
Als Kollektiv solle man sich diese Frage stellen und gemeinsam Lösungsvorschläge erarbeiten. Dabei müsse berücksichtigt werden, welche Lösungen es historisch gesehen gab und welche neuen von Bedeutung sind. Erst die Zusammensetzung ermögliche den Blick über den Tellerrand. Der Lösungsjournalismus soll keine einzig gültige Lösung aufzeigen, sondern Gedanken neu lenken. Dabei betonte Urner mehrmals, dass es sich nicht um ein aktivistisches Projekt handele. Vielmehr stelle ”Perspective Daily” eine Alternative zur gängigen Berichterstattung dar.
Momentan liege der Fokus auf dem weiteren Unternehmensaufbau – von Organisatorischem bis zu Verfeinerungen auf der Website. Ende Mai seien die ersten Artikel zur Publikation bereit und es werde auf Unterstützung von fleißigen Gastautoren gehofft. Offen ist noch, wohin das “Perspective Daily”-Team seinen Sitz verlagert. Dieser befindet sich aktuell noch im provinziellen Münster. Da ein Teil des Teams bereits in Berlin tätig ist, stehe die Hauptstadt als gute Wahl in Anbetracht.
Ein weiteres Projekt sei in naher Zukunft bezüglich der Evaluation des eigenen Einflusses auf die Mitglieder geplant. Dabei sollen mit neuen wissenschaftlichen Messverfahren gezielte Umfragen durchgeführt und evaluiert werden.
Mehr zu dem spannenden Projekt gibt’s hier:
https://perspective-daily.de/