Neue Erzählformen für den Klimawandel
Welche Art der Berichterstattung spricht uns bei umweltjournalistischen Themen eher an? Prof. Dr. Thorsten Schäfer geht dieser Frage auf den Grund.
Ein Beitrag von Miriam Ott
Montag, 12. Dezember 2016
Mediencampus der Hochschule Darmstadt
Wie kann man Menschen wichtige Umweltthemen wie den Klimawandel näher bringen und sie dafür sensibilisieren? Diese Frage stellt sich seit 2015 ein Team der Hochschule Darmstadt. Nüchterne Zahlen und Fakten genügen nicht, um Menschen zu bewusstem Handeln für die Natur und das Klima zu bewegen, dies belegte erneut eine Studie des Umweltbundesamts. Torsten Schäfer, Journalismus-Professor an der Hochschule Darmstadt, ist der Meinung, es braucht zur Verdeutlichung eine emotionale Ansprache, beispielsweise durch eine narrative Berichterstattung wie dem Storytelling, wie er kürzlich auch beim ScienceWednesday am Mediencampus erläuterte.
Aktuell dominieren in Deutschland faktische und berichtende Formen im Bereich der Klimakommunikation, während gegen Literatur, Kunst oder Lehre von den Journalisten bisher wenig bedacht werden, argumentiert Schäfer. Das Ziel sollte aus seiner Sicht sein, , dass umweltjournalistische Themen durch neue Erzählformen näher an die Menschen herangetragen werden und auch bisher weniger bekannte Klimafakten den Sprung in die Öffentlichkeit schaffen. So könnten bei den Lesern beispielsweise Ansichten geändert und mehr Verknüpfungen zwischen Umweltthemen hergestellt werden.
Doch wie sieht es in anderen Ländern aus? Im Bereich des narrativen Umweltjournalismus sind uns die USA einen kleinen Schritt voraus. Das Climate Narrative Project an der University of Iowa ist beispielsweise ein Projekt, das dieses Thema angeht. In anderen Ländern gebe es, genau wie in Deutschland, kaum Forschungen zu diesem Thema. So werden im Darmstädter Projekt der „Klimageschichten“ zunächst weitere Klimaberichterstattungen analysiert, z.B. die Klimadebatten in Vietnam oder Norwegen. Dabei werden Experteninterviews durchgeführt und einzelne Fallbeispiele betrachtet.
Ein weiterer Punkt, der im Forschungsprojekt bedacht werden muss, ist der Faktor Zeit. Es leuchtet ein, dass mit einem Mangel an Zeit auch Kreativität und ausführliche inhaltliche Recherche zu kurz kommen. So kritisiert Schäfer, dass Berichte zu komplexen Nachhaltigkeitsthemen oft nüchtern ausfallen, da zur Tiefenrecherche wie auch zum kreativen Erzählen die Zeit fehle. Soll Klimaberichterstattung besser werden, müsse sich an dieser wichtigsten Rahmenbedingung, der Zeit, auch etwas, glaubt Schäfer.
Welche Fortschritte die „Klimageschichten“ machen und welche Erkenntnisse sie erlangen, ist nach und nach auf Grüner Journalismus zu lesen.