MediaMonday zu Motion Design: Alles nur Fake?
Sebastian Metz und Björn Simonsen gaben beim letzten Media Monday 2015 Einblicke in ihre Arbeit als selbstständige Motion Designer.
Ein Beitrag von Anna Lisa Lüft
Mittwoch, 16. Dezember 2015
Mediencampus der Hochschule Darmstadt
Unter dem Motto „Precomp that shit – Motion Design von heiter bis wolkig“ berichteten Sebastian Metz und Björn Simonsen von ihrer eigenen Firma „wecandance“ und ihrem Arbeitsalltag als Motion Designer – mit allen Höhen und Tiefen. Unter Motion Design versteht man kurz ausgedrückt die audiovisuelle Gestaltung von Bewegtbild durch Typografie und Grafik-Design. Bereits während ihres Media-Production-Studiums an der Hochschule Darmstadt kam ihnen die Idee, gemeinsam mit ihrem Kommilitonen Dennis Weil den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. „Wir kamen direkt aus der Praxisphase und waren alle heiß aufs Arbeiten“, beschreibt Metz die damalige Situation.
Nach dem Abschluss im Jahr 2009 mieteten sie in Wiesbaden eine 50 Quadratmeter große Wohnung als Büro an und setzten dank diverser Kontakte, die sie während ihres Studiums geknüpft hatten, noch im gleichen Jahr die ersten Animationen am Markt um. Das erste große Projekt kam 2010 mit der Umsetzung eines TV-Spots für die ProSieben-Sendung „Unser Star für Oslo“. „Wir waren total aufgeregt, aber es lief alles schief und war einfach nur schrecklich“, resümiert Simonsen. „Wir waren damals noch sehr unerfahren.“
Kundenwünsche sind nicht immer umsetzbar
Heute, nur sechs Jahre später, können sie bereits auf einen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen: Egal ob Facebook-Clips für Samsung, Webspecial für Mercedes Benz oder Concept Car für BMW – die Liste der erfolgreich umgesetzten Projekte ist lang. Ihre größten und liebsten Projekte des vergangenen Jahres zeigt dieses Showreel:
2013 folgte ein Wendepunkt: Mitgründer Weil stieg aus, um sich beruflich neu zu orientieren. Und auch Metz und Simonsen mussten ihre Arbeit überdenken: „Es gibt Unterschiede in der Selbstständigkeit: Willst du selbst noch in die Produktion eingebunden sein oder mehr als Unternehmer fungieren?“, fasst Metz zusammen. Die beiden wollten selbst als Motion Designer tätig sein und zogen daher die Konsequenzen. „Wir verstehen wecandance seitdem mehr als Netzwerk“, ergänzt Simonsen. Auch wenn sie wegen stark gestiegener Projekt- und Teamdimensionen inzwischen auf größere Büroflächen mit Server- und Präsentationsräumen ausweichen mussten, verschwenden sie keinen Gedanken an Expansion.
Wichtig sei vor allem Stabilität. „Am Ende des Tages müssen wir auch unsere Miete bezahlen“, führt Simonsen aus. „Wir versuchen immer, eine gute Balance zwischen den Wünschen der Kunden und dem eigenen Aufwand zu finden.“ Daraus können sich naturgemäß einige Schwierigkeiten ergeben. Aber genau das sei es, was Metz und Simonsen so an ihrem Beruf lieben. „Man hat immer die Chance, komplett neue Dinge auszuprobieren!“
Manchmal lohnt sich der Schweiß, manchmal nicht
Für die angehenden Motion Designer unter den knapp 30 Zuhörern hatten sie außerdem den einen oder anderen Tipp parat, zum Beispiel, wie wichtig ein linearer Arbeitsflow und die Erstellung eines Skripts und Storyboards seien. Oder, dass man sich ab und zu auch von seinen Vorstellungen lösen muss. „Es muss nicht richtig sein, sondern richtig aussehen. In der Werbung ist oft es alles nur fake“, gibt Metz zu bedenken. Zudem müsse man sich daran gewöhnen, dass nicht jede eigene Idee umgesetzt werden würde. „Ab und zu muss man einfach schlucken, dass beispielsweise ein Regisseur anderer Meinung ist als man selbst“, erklärt Simonsen.
Zum Abschluss kamen die ehemaligen h_da-Studenten noch einmal zum Titel ihres Vortrages zurück – von heiter bis wolkig. „Wir haben ein bisschen Pech, dass einige Projekte, die wir besonders mögen, nie on air gingen“, klagt Metz. Simonsen bringt es auf den Punkt: „Es gibt Projekte, da lohnt sich der Schweiß, den man reingesteckt hat, und andere Projekte gehen nie an den Start.“ Aufgeben aber sei keine Option. Gerade diese Herausforderungen seien es, die ihren Job so spannend und dynamisch machen.