Medieval Dieburg: Ein Museumsbesuch der anderen Art
Wie kann man einen Museumsbesuch für die Generation Smartphone attraktiv machen? Ideen aus dem Masterstudiengangs Leadership in the Creative Industries.
Ein Beitrag von Paul Joel Robertz
Dienstag, 23. Juni 2015
Mediencampus der Hochschule Darmstadt
“Museumsbesuche sind voll lahm, lass mal ‘ne Bank suchen und was auf dem Smartphone zocken!” Mit dieser Aussage fühlt sich der eine oder die andere sicherlich in das eigene Teenager-Ich zurückversetzt. Denn was ist ätzender, als seinen Tag in einem Gebäude zu verbringen, in dem es nur altes Zeug anzuschauen gibt? Ein Projektteam aus dem Masterstudiengang Leadership in the Creative Industries, bestehend aus Lea Görtz, Alex Radacki, Lena Rostami, Corina Seserman, Markus Stupp und Martin Völker, stellte ein Konzept zu genau dieser Herausforderung vor: Einen Museumsbesuch für die heutige “Smartphone-Jugend” interessant zu machen.
Kurz gesagt umfasst die Idee eine spannende Geschichte, in die man mit seinem Tablet oder Smartphone und mithilfe von Augmented Reality (zu deutsch: Erweiterte Realität) eintauchen kann. Als Ort des Geschehens hat sich das Team den Stadtkern von Dieburg ausgesucht. Nicht etwa aus Gemütlichkeitsgründen, sondern wegen der Dichte von weiterführenden Schulen, die Dieburg umgeben. Ein weiterer Grund ist, dass im Regelfall mehrere der Schulklassen dieser Schulen im Jahr das Museum in Dieburg besuchen. Die Geschichte spielt im mittelalterlichen Dieburg zum Zeitpunkt, an dem das Gesetz der Hexenverbrennungen gerade erlassen wurde.
Die Jugendlichen müssen lediglich einen Bereich im Umkreis des Dieburger Marktplatzes betreten und schon befinden sie sich mitten im Geschehen. Mithilfe der Augmented Reality-Technologie könnten sie einfach auf ihren Smartphone- oder Tabletbildschirm schauen und so direkt in das Markttreiben des mittelalterlichen Dieburgs blicken. Auch an den Stellen, an denen sich damals noch andere Gebäude befanden, sind diese auf dem Gerät zu sehen.
Natürlich soll nicht nur angeschaut, sondern auch erlebt werden, weshalb sich das Team ein kleines geschichtliches Abenteuer ausdachte, das auf einer wahren Geschichte basiert. Martin Völker erzählte:
“Auf dem traditionellen Jahrmarkt in Dieburg wird der Protagonist – der Spieler – auf ein spitzbübisches rothaariges Mädchen namens Katharina gestoßen. Diese nimmt den Spieler mit auf ein Abenteuer innerhalb des Stadtkerns. Schon bald entwickelt sich Spannung in der Stadt, als das Gesetz gegen die Hexen erlassen wird. Katharina wird als Hexe beschuldigt und kurz darauf zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Der Spieler muss nun seiner eigenen Hinrichtung entkommen, da auch eine Beziehung zu einer Hexe zu pflegen mit dem Tode bestraft wurde. Die einzige Möglichkeit zu fliehen ist durch das Tor am Park, das von Wächtern bewacht wird.”
Ob man entkommt, hängt damit zusammen, wie sehr man bei der Stadttour mit Margaretha aufgepasst hat. Natürlich sind auch Logik und Spielgeschick entscheidend. Die Hauptsache aber bleibt, dass das Lernen spannend ist und Spaß macht.