MediaMonday: Snapchat, Chatbots und das Leben nach dem Tod
Vanessa Bouwman kennt die neusten Social Media Trends und teilte sie auf dem ersten Media Monday im Wintersemester 16/17.
Ein Beitrag von Nina Laupus
Dienstag, 15. November 2016
Mediencampus der Hochschule Darmstadt
Das aktuelle Wintersemester ist nun schon seit ein paar Wochen im Gange und der erste MediaMonday stand vor der Tür. Zu Gast war dieses mal Vanessa Bouwman von der globalen Digital-Agentur „We are Social“ und so stand der Abend unter dem Thema „Social is the (s)hit! Snapchat, Chatbots und der ganze Rest“
Kurz vor Beginn des Vortrags durfte ich bei einem Interview mit Vanessa und dem PR-Fundsachen Team dabei sein und schon ein bisschen über sie, ihre Agentur und ihr Vortragsthema erfahren. Beeindruckt hat mich vor allem ihr Lebenslauf: Sie lebte mehrere Jahre in Kanada und arbeitete dort in der Fernsehproduktion. Nun ist sie die deutsche Geschäftsführerin einer der bekanntesten Social-Media-Agenturen weltweit. „We are Social“ hat es sich zur Aufgabe gemacht kreative und mutige Social-Media-Konzepte für Unternehmen zu entwickeln.
In ihrem Vortrag stellte Vanessa drei Projekte aus der Praxis vor:
#FaceMrTorque
Das erste Projekt war eine große Kampagne für Liebherr. Um ehrlich zu sein, musste ich direkt an Kühlschränke denken, doch es ging um einen riesigen Kran mit dem klangvollen Namen Mr. Torque oder genauer: das Großdrehbohrgerät LB 44.
Anhand eines Videos erklärte Vanessa, wie man auch im B2B-Bereich mit Social Media erfolgreich sein kann. Ziel der Kampagne war es Mr. Torque vor allem bei Kranfans berühmt zu machen. Die Kampagne wurde auf LinkedIn gestartet. Ein Countdown bis zu seiner Enthüllung wurde eingerichtet und verschiedene Hinweise über ihn im Social Web gestreut. Unter dem Hashtag #facemrtorque wurden eine Vielzahl von Beiträgen verfasst und verbreitet, bis man endlich auf der Conexpo-Messe live oder per Facebook-App gegen Mr. Torque antreten konnte. Durch diese riesige Kampagne wurden mindestens zwei dieser Großdrehbohrgeräte verkauft.
Spoiler Foiler
Wer kennt das nicht … Man verliebt sich in eine Serie und hat nicht immer Zeit, die neuste Folge sofort zu schauen. Plötzlich passiert der Grauen eines jeden Serienjunkies – Spoiler Alarm!!! Ein kurzer Blick auf den Twitter Feed und man entdeckt Infos über die aktuelle oder kommende Folge. Eine Möglichkeit, wie man so etwas vermeiden kann, stellte Vanessa uns in ihrem zweiten Projekt vor. „We are Social“ entwickelte für Netflix einen Algorithmus, der Tweets über Breaking Bad in dem Newsfeed der Nutzer schwärzt. Somit wurden Serienjunkies vor Spoilern bewahrt. Wie dies genau aussah, zeigte sie auch wieder mit einem kurzen Video.
#loveju
Die erste Social Media Fußball-Choreografie war ein Projekt von und für Juventus Turin. Für dieses Projekt konnten Fußballfans auf der ganzen Welt Vorschläge für eine Stadion-Choreografie online einreichen, die dann für das Spiel gegen den Erzrivalen Inter Mailand umgesetzt wurde. Außerdem hatten Fans die Möglichkeit unter dem Hashtag #loveju ihre Mannschaft anzufeuern, da die Tweets vor dem Spiel im Stadion gezeigt wurden.
Paris Hilton und Kim Kardashian als Vorbilder?
Wie im Veranstaltungstitel angekündigt war Snapchat ein weiteres großes Thema an diesem Media Monday. Eine kleine Umfrage per Handzeichen ergab, dass die Durchdringung von Snapchat im Veranstaltungsraum bei nahezu 100% lag. Den Erfolg von Snapchat sieht Vanessa Bouwman in dem Echtzeit-Gefühl und darin, dass die Bilder und kurzen Videos einfach roh und echt sind. Auch für Marken hat Snapchat ein großes Potenzial, da diese die Möglichkeit haben, als echter Freund der Nutzer aufzutreten. Nutzer haben die Möglichkeit direkte Reaktionen auf Beiträge an die Unternehmen zu schicken. Da die Reaktionen nicht öffentlich sind, ist dieses Feedback meist sehr ehrlich und nicht verurteilend. Nachteil sind immer noch die schwer zu generierenden Follower. Für Vanessa sind Paris Hilton und Kim Kardashian Musterbeispiele, wie man richtig snappt, denn die beiden nehmen ihre Follower mit in ihren Kleiderschrank oder auf die Couch.
Instagram hat kürzlich einen Angriff auf Snapchat gewagt, jedoch passen die unbearbeiteten Storys nicht so richtig in das soziale Netzwerk der Selbstinszenierung.
Chatbots – Zwischen Pizza und Rassismus?
In Deutschland sind die privaten Messenger, wie WhatsApp, noch sehr heilig. Für Marken gab es bisher wenige bis keine Möglichkeiten sich in diesen Bereich einzukaufen. Chatbots bieten nur eine Möglichkeit genau diese Nische zu besetzen. In den USA ist es teilweise schon ganz normal, alles von der Pizzabestellung bis zum Bankgeschäft mit Hilfe von Chatbots zu erledigen. Allerdings stoßen viele Bots noch häufig an ihre Grenzen, was das Nutzererlebnis stark einschränkt. Vanessa stellte uns die Wetter-App Poncho, die News-App Quartz und den Twitter Chatbot Tayandyou vor. Das Problem bei Tay war allerdings, dass er von den Nutzern lernte und dadurch bis zu seinem Ende dumme und rassistische Dinge schrieb. Bis wir uns in Deutschland mit Chatbots anfreunden, wird meiner Meinung nach noch ein bisschen Zeit vergehen.
Das Leben nach dem Tod – Social Innovations
Zuletzt reisten wir mit Vanessa noch ein Stück in die Zukunft. Eine skurrile Idee ist die App Eterni.me, die durch einen Scan unserer Social-Media-Profile versteht, wie wir funktionieren und wie wir mit unseren Freunden und Bekannten umgehen. Aus den Informationen erstellt die App einen digitalen Avatar, der nach unserem Tod für uns „weiterlebt“ und mit den nächsten Generationen kommuniziert.
Wir werden sehen, welche Ideen und Innovationen sich wirklich durchsetzen und welche nur Eintagsfliegen sind … Zum Ende der Veranstaltung gab Vanessa uns allen noch den persönlichen Rat, einfach auszuprobieren, was uns interessiert.
„Es ist egal was andere von einem denken, das ist nur eine Grenze im Kopf.“
Was für ein schönes Schlusswort.
Fotos: MediaMonday / Leyla Gallego