MediaMonday: “Die Erdbeere, die in den Quark fällt, die machen wir”
Beim letzten MediaMonday, für dieses Semester, zeigten Julian Krüger und Daniel Göttling ein Best-of ihrer Motion Design-Arbeiten.
Ein Beitrag von Franziska Bittel
Donnerstag, 3. Juli 2014
Mediencampus der Hochschule Darmstadt
Beim letzten MediaMonday für dieses Semester, zeigten Julian Krüger und Daniel Göttling ein Best-of ihrer Motion Design-Arbeiten. Zusätzlich verrieten sie Hintergrundinformationen über die Entstehung der Filmchen und beantworteten die Fragen der Gäste. Der MediaMonday ist eine offene Ringvorlesung mit Referenten aus der Medienindustrie und bietet ab November wieder die Möglichkeit, den eigenen Horizont zu erweitern und sich inspirieren zu lassen.
“Motion Design – WTF?” – mit diesem provokanten Titel hat das MediaMonday-Team von zwölf Studierenden zahlreiche Gäste nach Dieburg an den Mediencampus gelockt. Was Motion Design ist, lässt sich sehr schwer erklären, man muss es einfach sehen!
Jeder kennt diese Szenen aus dem Fernsehen und aus Filmen – wer macht die eigentlich? Motion Design ist der Korken, der aus der strudelnden Sektflasche ploppt, die Flüssigkeit, die elegant ins Glas gleitet, ein gleißender Lichtblitz, der letzte Tropfen Kaffee, der in den Latte Macchiato fällt und die Kirsche, die in den Jogurt taucht. Diese Filme oder Filmsequenzen werden von Firmen produziert und an ihre Kunden verkauft. Julian Krüger und Daniel Göttling sind Kreativdirektoren bei so einer Filmproduktionsfirma: „The Marmalade – Visual Design“. Auf die Frage, was die so machen, antwortet Daniel Göttling meistens: “Die Erdbeere, die in den Quark fällt, die machen wir.” Diese Food-Szenen werden oft mit einer High-Speed-Kamera gefilmt. Das hat eher psychologische Gründe: dann könne der Kunde später nicht sagen, der Film sehe unecht aus.
Ein gutes Gefühl für die Kunden
Für eine Dienstleistungsagentur sei es natürlich primäres Ziel, die Wünsche der Kunden umzusetzen. Leider komme es durchaus vor, dass die Kunden selbst nicht so genau wissen, was sie wollen. Julian Krüger sagt: “Sehr oft bekommen wir gesagt: Seid mal so richtig wild und kreativ, der Entwurf kann ungesehen aussehen. Und am Ende entscheidet sich der Kunde doch für den normalen Entwurf.” Mit im Gepäck hatten die beiden auch ein sehr anschauliches Beispiel einer Bank: Aus dem dicken Männchen mit lustigem Hut wird am Ende ein kleiner dünner Mann mit Krawatte. Aber die beiden wissen: “Wichtig ist es, den Kunden von Anfang an das Gefühl zu geben, dass das Ergebnis gut wird.” Am Anfang schreiben sie ein Konzept und das Storyboard, anschließend ist es die Aufgabe der Kreativdirektoren, diese Geschichte dem Kunden zu verkaufen. Dafür werden erste Skizzen angefertigt oder aus vorhandenen Bildern und Videoausschnitten sogenannte Moods erstellt, die die Stimmung im späteren Film transportieren sollen. Anhand dieser vorläufigen Eindrücke entscheidet der Kunde in welche Richtung weiter gearbeitet werden soll. Anschließend werden erste 2D- oder 3D-Animatics erstellt, diese bilden das Storyboard ab, um zu testen, ob das Timing und die Dramaturgie stimmen.
Die richtige Stimmung
Die richtige Stimmung zu treffen, ist nicht immer einfach. Besonders herausfordernd seien laut Krüger dabei ausländische Kunden. Zum Beispiel hatte er einmal den Auftrag, für einen chinesischen Beauty-Salon einen Film zu erstellen. “Dieser andere Markt, diese andere Zielgruppe haben das Projekt für mich sehr spannend gemacht”, sagte Krüger.
Für den deutschen Markt haben Göttling und Krüger den Trailer zur ARD Krimi-Serie “Heiter bis tödlich” erstellt. Für die gewünschte Tintenklecks-Optik haben sie, gemeinsam mit ihrem Team, zahlreiche echte Tintenklecksverläufe erzeugt und gefilmt. Motion Design heißt also auch neue Techniken auszuprobieren.
Wie ein Film am Ende umgesetzt wird, hänge laut der beiden von drei Faktoren ab: Budget, Zeit und Technik. Die Kreativdirektoren müssen alle drei Faktoren immer im Blick haben und das für mehrere verschiedene Projekte gleichzeitig. Trotzdem ermunterten Sie die anwesenden Studierenden später im Berufsleben auch an eigenen privaten Projekten zu arbeiten. “Das hält die Motivation hoch und die Freiheit in eigenen Projekten ist immer noch am größten”, erläuterte Krüger. Außerdem helfe es, kreativ zu bleiben und Inspirationen zu finden.
Diese Überleitung nutze Alexander Kehry, Leiter der Projektgruppe MediaMonday, um noch einmal auf die Idee des MediaMonday hinzuweisen: “Das war auch ursprünglich die Idee des MediaMonday: Durch die Projekte Anderer neue Ideen und Inspiration zu bekommen.” Er gab einen kurzen Ausblick auf das kommende Semester und sagte, der MediaMonday solle kompakter und dichter werden. Ein vorstellbares Format wäre zum Beispiel eine Art Diskussionsrunde zu einem Thema. Der nächste MediaMonday soll im November stattfinden. Die Präsentation mit vielen Bildern und Videos aus dem Bereich Motion Design jedenfalls kam bei den Zuschauern sehr gut an, das bestätigt die Onlinejournalismus-Studentin Svea: “Ich fand es sehr interessant und die Videos waren sehr geil.”
Noch mehr Film-Beispiele gibt es hier: Schönheitsfarm