Interview Prof. Dr. Margot Mieskes: „Sehr esoterisch, auch für Computerlinguisten“
Die Computerlinguistin Margot Mieskes ist neue Professorin am Mediencampus. Hauptsächlich lehrt sie im Studiengang Informationswissenschaft.
Ein Beitrag von Jessica Bettermann
Dienstag, 2. Juni 2015
Mediencampus der Hochschule Darmstadt
Seit dem ersten April dürfen wir Prof. Dr. Margot Mieskes an unserem Mediencampus in Dieburg begrüßen. Derzeit unterrichtet Margot Mieskes Statistik-und Nutzerforschung in den Studiengängen Informationswissenschaft und Onlinekommunikation. Im Interview verrät sie, wieso sie Computerlinguistik studiert hat, wie sie zur Hochschule Darmstadt kam und gibt Einblicke in ihr erstes Semester.
Computerlinguistik als Studium ist bestimmt nicht jedermanns Sache. Wie sind Sie dazu gekommen?
Das war eher ein Zufall. Die Universität Stuttgart hat aus dem Großraum Stuttgart immer die Oberstufenschüler eingeladen und verschiedene Studiengänge vorgestellt. Ich habe mir gedacht, Linguistik klingt nicht nach dem vielversprechendsten Studiengang, mit dem man im Nachhinein auch seinen Lebensunterhalt verdienen kann und dann stand da auch Computerlinguistik. Ich konnte mir nichts daruntervorstellen und habe es mir angeschaut. Ich weiß noch, in der zwölften Klasse hat das jemand vorgestellt. Ich glaube, den hab ich so ähnlich angeguckt, wie sie mich manchmal in der Statistikvorlesung. Da bin ich auch rausgegangen und dachte mir, dieser Studiengang ist nichts für mich. Aber irgendwas ist doch hängen geblieben, sodass ich Anfang der 13. Klasse noch einmal reingegangen bin und da hat es ein anderer vorgestellt, auch aus einem anderen Spezialbereich, und er hat das viel anschaulicher gemacht und dann war für mich klar, ich probiere das mal.
Sie haben nie gezweifelt, ob das das Richtige für Sie ist?
So ziemlich. Nach dem Abitur hab ich angefangen und hatte mir damals gesagt, nach zwei Semestern gibt es eine kritische Überprüfung und die war dann positiv. Nach vier Semestern gab es das noch einmal und dann habe ich mir gesagt, egal was kommt, ich ziehe das durch. Damals mussten wir ja noch zehn Semester studieren. Nach vier Semestern hatte man gerademal das Vordiplom und damit konnte man schlicht nichts machen.
Ein Teil Ihres Studiums fand in Großbritannien, in Edinburgh und in Cambridge statt. Wieso gerade dort?
In Edinburgh war es ein klassisches Erasmus-Verfahren. Ich habe mich einfach bei unserem Studiengangskoordinator gemeldet, habe gesagt, dass ich darauf Lust hätte und der hat mich dann dabei unterstützt. Dann bin ich in Edinburgh gelandet. Da habe ich dann auch viel mit Linguistik, künstlicher Intelligenz und Cognitive Sciences gearbeitet, was bei uns an der Universität nicht in der Form angeboten wurde,und auch nicht in der Intensität. Ich hatte auch das Glück, dass unser Studiengang sehr klein war. Da haben wir mit 25 Leuten angefangen. Davon war die Hälfte “Ich-schreib-mich-mal-irgendwo-ein”, um einen Studentenausweis zu kriegen und die hat man nie gesehen und nach dem Vordiplom waren wir noch zehn. Das heißt, so ein Auslandsjahr zu kriegen, war nicht mit so vielen Hürden versehen.
In Cambridge war es sehr viel Organisation. Ich habe eine Studienarbeit geschrieben, über – und das ist jetzt sehr sehr esoterisch, sogar für Computerlinguisten – auditorische Modelle, sprich, was passiert vom Ohr bis zum Gehirn. Ich hatte da einen kleinen Anfang gemacht mit einem Doktoranden am Institut. Der hat mich dann ermuntert, auf Basis der Studienarbeit daran weiter zu machen. Aber es war klar, das Thema kann ich vor Ort nicht weiter machen. Ich habe dann geguckt, wo es andere Gruppen gibt, die das machen könnten. So habe ich dann die Gruppe in Cambridge gefunden. Und die haben mir dann die Möglichkeit eröffnet, dort meine Diplomarbeit zu schreiben. Sie hatten ein sehr ausgereiftes Modell für diesen auditorischen Prozess und da war ich dann auch an verschiedenen akustischen Experimenten beteiligt. In dem Umfeld habe ich meine Diplomarbeit geschrieben.
Bisher haben Sie eher praktisch gearbeitet. Im letzten Jahr waren Sie bereits teilweise an der TU Darmstadt tätig. Wieso wollten Sie zur Lehre wechseln?
Ich war vorher durchaus in der Industrie tätig. Später war ich dann an der TU, nicht hauptberuflich, sondern in einer Kooperation mit dem DIPF, dem deutschen Institut für pädagogische Forschung, und habe dort den klassischen Hochschulbetrieb kennengelernt. Ich habe den Dozenten Herrn Rittberger auch das ein oder andere Mal hier vertreten und kannte daher die Hochschule Darmstadt, gerade den Fachbereich Media ein bisschen.
Ich sage es mal so, wenn man in der Wissenschaft, egal ob man sehr angewandt unterwegs ist oder sehr Grundlagen-forschungsorientiert ist, guckt man sich immer nach der nächsten Möglichkeit um. Ich hatte dann verschiedene Optionen, wie es weiter gehen könnte und die Fachhochschule fand ich einfach am attraktivsten.
Sie unterrichten Statistik- und Nutzerforschung sowohl im Studiengang Onlinekommunikation als auch bei Informationswissenschaft. Wie ist es für Sie vor rund 80 Studenten zu lehren?
Der große Unterschied ist es, dass wir bei Informationswissenschaft in einem etwas kleineren, gemütlicheren Raum sind. Der große Raum bei Onlinekommunikation ist dann nochmal ein bisschen was anderes,das ist der eine Aspekt. Der andere Aspekt ist der, dass meine bisherige Lehre in höheren Semestern in spezialisierteren Kursen stattgefunden hat. Das war weniger grundlagenorientiert. Das ist auch für mich noch ein Lernprozess.
Für die Zukunft an unserer Hochschule: Würden Sie etwas anders machen oder haben Sie vielleicht Wünsche, egal von welcher Seite aus?
Also ich glaube, um Wünsche äußern zu können, muss man den Laden insgesamt besser kennen. Insofern bin ich jetzt erst einmal mit mir selber beschäftigt. Ich finde, dass man viele Informationen, auch was die Lehre angeht, erst mal sortieren muss. Mir fehlt so ein bisschen ein Welcome Package, wo dann drin steht: „Hier finden Sie das“. So dass man nicht alles im Verlauf von, drei, vier, fünf Monaten oder vielleicht sogar erst in einem Jahr bekommt. Ansonsten ist es relativ ruhig hier. In der vorlesungsfreien Zeit, als ich hier war, fand ich es etwas arg ruhig. Dass es so weitläufig ist, hat durchaus auch seinen Reiz, aber es hat halt auch seine Nachteile, wenn man von A nach B rennen muss.