Global Game Jam 2014 in Dieburg: Von Ninja-Schweinchen und Wölfen
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Donnerstag, 30. Januar 2014
Mediencampus der Hochschule Darmstadt
Wenig Schlaf, aber dafür neue Freunde und vor allem Erfahrung im Entwickeln von Spielen – so lautet das Fazit von vielen Teilnehmern des Global Game Jam 2014 am Mediencampus Dieburg. 27 junge Menschen waren am Wochenende dabei, als die Aufgabe hieß, in 48 Stunden ein Computerspiel zu entwickeln. Die meisten Teilnehmer waren aus dem Studiengang „Animation & Game“, aber auch acht Externe fanden den Weg zum Mediencampus. Das Ergebnis: Vier Computerspiele, die das offizielle Motto „We don’t see things as they are, we see them as we are“ („Wir sehen Dinge nicht wie sie sind, wir sehen sie wie wir sind“) widerspiegeln. Claudia Osthof, die Leiterin der Dieburger Game Jam, stellte am Media Monday zusammen mit den vier Entwickler-Teams die Ergebnisse vor. Die Spiele können auch heute noch auf der hobit in Darmstadt ausprobiert werden.
„Tu es einfach!“
Bei dem Computerspiel „Everyday Death“ war Claudia Osthof auch selbst beteiligt. Darin gibt es zwei Spielfiguren, die nacheinander das Level bewältigen müssen. Die erste Figur wird vom Computer gelenkt und bewegt sich scheinbar mühelos durch das Level voller Hindernisse und ist unverwundbar. Ist die Computerfigur im Ziel, ist der Spieler mit der zweiten Figur an der Reihe. Diese Figur ist jedoch verletzlich und wird von eingeblendeten Motivationssprüchen wie „Es gibt nichts, wovor du Angst haben müsstest“ oder „Tu es einfach!“ geleitet. Hintergrund: „Manche Dinge des Alltags wie zum Beispiel das Einkaufen sind für Menschen mit Krankheiten wie Depressionen schwerer. Die Umgebung will dann anfeuern und meint es als Ermunterung, was beim Kranken aber als sich darüber lustig machen ankommen kann“, erklärt Claudia Osthof die Idee des Spiels.
Weibliche Hauptrolle
Genauso tiefgründig war auch das zweite Computerspiel „Antisolation“. Eine weibliche Spielfigur mit lila Haaren rennt durch ein Level und kickt dabei die Gegenstände anderer Leute weg – allerdings nicht irgendwelche Gegenstände, sondern solche, die den Menschen isolieren wie beispielsweise Kopfhörer, Gucci-Taschen oder Bücher. Durch den Wegfall dieser Gegenstände werden die anderen Figuren im Spiel aus der Einsamkeit zurück in die Gesellschaft geholt. Das Besondere am Spiel ist, dass die Hauptfigur weiblich ist. „Die meisten Spiele haben männliche Helden, wir wollten diesen Standard bewusst nicht und haben uns für eine Frau als Charakter entschieden“, so Denise Sostre, die an der Entwicklung von „Antisolation“ mitgearbeitet hat. Mit sieben Personen war die „Antisolation“-Gruppe die größte am Mediencampus, was auch Vorteile hat: „Es ist sehr cool, von den anderen zu lernen. Der Global Game Jam war eine tolle Erfahrung!“, erzählt Tim Richter.
Fünf Stunden Schlaf am Wochenende
Etwas lockerer war Spiel Nummer drei: „Pokin‘ Pork“. Darin lenkt der Spieler ein Ninja – Schweinchen, das seine Farbe ändern kann und dann von seinen Feinden nicht gesehen und angegriffen werden kann. Gleichzeitig kann das Ninja-Schweinchen Waffen einsammeln, wenn es dieselbe Farbe angenommen hat. Tom Nietfeld, der für das Programmieren zuständig war, verrät: „Geschlafen habe ich am ganzen Wochenende vielleicht fünf Stunden, aber Spaß gemacht hat es trotzdem!“ Und auch sein Teamkollege Jürgen Harbich sagt: „Freunde von mir sind extra nach Köln für den Global Game Jam gegangen, aber dort war es so voll, dass der Kontakt untereinander eher wenig war. Bei uns in Dieburg war es eine gute Atmosphäre, um Freundschaften zu knüpfen.“
Eigens komponierte Musik
Im Team des vierten Computerspiels, „Escape yourself“, gab es anfangs drei verschiedene Spielideen. „Wir haben viel Zeit verloren, bis wir uns entschieden haben. Aber die ersten Ideen waren einfach zu komplex für nur 48 Stunden Zeit“, erklärt Ruth Bosch aus dem Team. Entschieden hat sich das Team dann für ein Spiel, in dem die Hauptfigur Petra den Weg nach Hause finden muss. Dabei kann sie sich auch in einen Wolf verwandeln – und die menschliche Gestalt eines Menschen wieder annehmen. Die dramatisch klingende Musik, mit viel Trommeln und Geigen, wurde eigens für das Spiel von Teammitglied Simon Spang komponiert. „Der Sound ist eigentlich ziemlich wichtig. Das wird in Uni-und Hobbyprojekten immer unterschätzt, weil das meistens das letzte ist, woran die Spiele-Entwickler arbeiten und dann herrscht oft schon Zeitdruck“, ergänzt Claudia Osthof.
Alle entwickelten Spiele werden auf der internationalen Seite vom Global Game Jam online gestellt. Ein Gewinner wurde übrigens bewusst nicht gewählt, da das Event mehr auf Gemeinschaft als auf Konkurrenz ausgelegt ist.
Sonja Nowack