Faces & Places: Janek Lehr
Janek arbeitet neben seinem Studium auf einem Bauernhof. Im Interview spricht er über seinen Job: zwischen Anpacken auf Hochzeiten und im Schlachthaus
Ein Beitrag von Vanessa Kokoschka
Mittwoch, 26. Februar 2020
Mediencampus der Hochschule Darmstadt
Janek Lehr studiert Onlinekommunikation im ersten Semester. Neben seinem Studium arbeitet er auf einem Bauernhof. Dort hilft er unter anderem im Schlachthaus mit. Im Interview spricht er über diese und weitere Aufgaben, was ihm der Job persönlich bringt und inwiefern das Schlachten von Tieren seine Einstellung zum Fleischkonsum verändert hat.
Du arbeitest neben deinem Studium auf einem Bauernhof. Warum hast du dich für diesen Nebenjob entschieden?
Ich habe schon vor meiner Studienzeit dort gearbeitet und verstehe mich mit den Besitzern des Hofes sehr gut. Zusätzlich stehe ich sehr hinter den Produkten, die der Hof verkauft.
Welche Aufgaben erledigst du auf dem Hof?
Ich erledige viele verschiedene Aufgaben. Da auf dem Hof auch Events, wie große Hochzeiten gefeiert werden, bin ich oft Kellner. Allerdings helfe ich auch in der Küche oder reinige die Zimmer der Pension, die für die Eventgäste bereitstehen. Da momentan allerdings Nebensaison ist, bin ich hauptsächlich im Schlachthaus tätig. Dort wird das Fleisch der Rinderzucht für den Verkauf zugeschnitten und verpackt.
Das heißt, du wirst auch mit dem Schlachten der Tiere konfrontiert. Wie hat das deine Einstellung zum Fleischkonsum verändert?
Da ich mich schon vorher kritisch mit dem Fleischkonsum unserer Gesellschaft beschäftigt habe, hat sich meine Einstellung nicht verändert. Da die Rinderzucht des Hofes sehr außergewöhnlich und – soweit es möglich ist – im Interesse der Tiere arbeitet, kann man dort einen Bilderbuch-Umgang der Tiere (im Rahmen einer Rinderzucht) beobachten. Die Tiere werden nämlich nicht erst von ihrer Herde getrennt, in einen Anhänger gedrängt und bis zum Schlachthof gefahren, bevor sie getötet werden, sondern werden auf der Weide geschossen. Das erspart den Tieren eine Menge Stress. Dieser Prozess wird jedes Mal ununterbrochen von einem Tierarzt überwacht, der sicherstellt, dass das Tier nicht leidet und direkt nach dem Schuss tot ist. Außerdem werden die Tiere nicht mit unnötigen Medikamenten oder Mastfutter gefüttert. Stattdessen haben sie eine Heilkräuterwiese, auf der sie grasen können. Diese Verfahren machen sich auch am Fleisch bemerkbar. Ich werde also weiter Fleisch essen, allerdings nur von ausgewählten Quellen. Empfehlen kann ich es jedem, sich einen solchen Prozess mal anzusehen. Ich denke, nur dann kann man mit sich selbst vereinbaren, ob es okay ist, dass ein Tier für den eigenen Konsum stirbt.
Inwiefern sollte sich der gesellschaftliche Umgang mit tierischen Produkten ändern?
Ich finde, jeder sollte sich besser mit dem Ursprung seiner tierischen Produkte auseinandersetzen. Massentierhaltung und Mastzuchten überleben nur, weil ihr Produkt gekauft wird. Allerdings denke ich, dass viele Menschen, die Produkte aus solch einer Haltung kaufen, sich gar nicht bewusst sind, unter welchen Umständen ihre Artikel produziert wurden. Deswegen sollte der Umgang unbedingt bewusster werden.
Es gibt Studis, die sich lieber für einen Nebenjob bewerben, der inhaltlich eng mit ihrem Studium verknüpft ist. Welchen Mehrwert bringt dir deine Arbeit in persönlicher Hinsicht?
Ich denke, jeden betrifft das Thema Nahrungsmittel und ich persönlich bin froh, in einem Betrieb zu arbeiten, in dem ein vorbildlicher Umgang mit tierischen Produkten herrscht. Ich lerne dabei unglaublich viel über den Prozess und kann mir selbst ein besseres Bild über das Thema verschaffen. Ich selbst habe dabei ein gutes Gefühl, Unternehmen wie diese zu unterstützen und bin stolz, ein Teil davon zu sein. Und ich denke, jedem würde ein Einblick in diese wichtige Thematik sehr viel bringen.