Der Doktortitel: Dieser Weg wird kein leichter sein
Pia Sue Helferich berichtet beim Science Wednesday über ihren Weg zur Promotion und dass sie noch einmal ganz von Vorn anfangen musste.
Ein Beitrag von Sonja Nowack
Mittwoch, 5. November 2014
Mediencampus der Hochschule Darmstadt
Ein Berg und zwei Pfade zum Aufstieg – dieses symbolische Bild benutzte PhD-Kandidatin Pia Sue Helferich beim ersten Science Wednesday in diesem Semester, um ihren bisherigen Weg zur Promotion aufzuzeigen. Denn nachdem sie die Hälfte des Berges erklommen hatte, musste sie ihre Strategie nochmal ändern und den beschwerlichen Aufstieg erneut beginnen.
Die Vorbereitung auf den Vortrag war auch für Pia Sue Helferich selbst interessant, denn: „Es war auch für mich ganz spannend, meinen bisherigen Weg noch einmal zu rekapitulieren“, sagte sie. Bereits vor 1 ½ Jahren stellte sie ihren geplanten Forschungsansatz bei einem Science Wednesday vor: Ein großer Teil des lebenslangen Lernens geschieht ohne Kursprogramm, sondern informell und oft in Communities, so genannten Communities of Practice. Wo diese entstehen, wie die Fachwelt der Onlinekommunikation miteinander kommuniziert, wie oft und wie sich das alles auf die PR-Agenturen auswirkt – das wollte Pia Sue Helferich herausfinden. Nun war sie erneut zum Science Wednesday gekommen, um von ihren bisherigen Erkenntnissen zu berichten – jedoch weniger inhaltlicher Natur, sondern vielmehr, um zu beschreiben, welche Hürden zum Doktortitel zu bewältigen sind.
Langwieriges Bewerbungsverfahren
Zum einen erzählte Pia Sue Helferich von den Schritten, die nötig waren, um überhaupt als PhD-Kandidat angenommen zu werden. Sie bewarb sich mit einem 20-seitigen Exposé am Cork Institut of Technology (CIT) in Irland, um dort zu promovieren. Dieses wurde dort begutachtet und von ihr mehrmals überarbeitet, bis das CIT zum Ergebnis kam, dass sie ihren Fachbereich am CIT von Media zu Wirtschaft wechseln musste. Zu diesem Zeitpunkt waren von der ersten Idee ihrer Forschungsfrage bereits knapp zwei Jahre vergangen. Offiziell starten konnte Pia Sue Helferich dann im April 2013. Im Vortrag berichtete sie auch davon, wie sie diese Zeit finanziert hat, nämlich mit Hilfe einer 80 Prozent – Stelle bei den eBusiness-Lotsen. „In der Praxis sah das dann so aus, dass ich vier Tage in der Woche Vollzeit gearbeitet habe und am Freitag bis hin zum Wochenende an meiner Promotion“, so Pia Sue Helferich.
Mittendrin: Wechsel der Forschungsmethode
Eigentlich war sie sich von Anfang an sicher, dass sie ihre Forschung mit Hilfe von quantitativen Methoden vorantreiben würde. Dafür hatte sie bereits einen Fragebogen vorbereitet und ihn getestet. Jedoch wurde ihr dann schnell klar, dass „ich mit der quantitativen Methode nicht ans Thema heran komme“, erzählte Pia Sue Helferich den Zuhörern. Das war ein Wendepunkt in ihrer Arbeit, Mitte bis Ende 2014. Mittlerweile hat sie ihr Thema noch besser eingegrenzt und mit geplanten Interviews von PR-Agenturen den Methodenschwerpunkt gewechselt. Wie viel genau sie interviewen wird, weiß sie noch nicht sicher. „Ich denke mal, ich werde bei um die 10 Agenturen landen, um ein klares Bild zu haben“, schätzte sie. Anschließend will sie eine Netzwerkanalyse von identifizierten Communities of Practice, also Personengruppen mit gemeinsamen Interessen oder Zielen, ausführen. Allerdings: „Es gibt nicht DIE Communities of Practice, sondern viele, die sich überlappen“, sagte sie.
„Promotion hat viel mit Durchhalten zu tun“
Doch wie schaffte sie es, sich trotz Neuanfang wieder zu motivieren? „Ich habe mir ein Thema ausgesucht, das mich auch wirklich interessiert. Auch der zu erreichende Abschluss motiviert mich, weiterzumachen“, erklärte die Phd-Kandidatin. Trotzdem habe sie schon das eine oder andere Mal mit dem Gedanken gespielt, aufzuhören. „Aber nie ernsthaft“, winkte sie wieder lachend ab. „Ich glaube, Promotion hat ganz viel mit Durchhalten zu tun und das ist eine Frage der Einstellung. Man muss das als Forschungsprojekt begreifen, das sich auch verändern kann. Das musste ich auch erst akzeptieren.“ Wenn Pia Sue Helferich promoviert hat, würde sie gerne an der Hochschule in der Lehre bleiben, wofür sich ein Doktortitel auf dem Weg zum Professor empfiehlt. Dennoch möchte sie sich alle Möglichkeiten offen halten und kann sich auch gut vorstellen, danach in die Wirtschaft zu gehen.
Dissertation als Entwicklungsprozess sehen
Anderen Promovierwilligen rät sie, es von Anfang an als Entwicklungsprojekt zu begreifen. „Dann ist man nicht so frustriert, wenn sich etwas ändert“, so ihr Fazit. Zudem solle man die ganze Zeit offen bleiben. „Ich war sehr festgefahren, was meine Methodik angeht, warum auch immer. Ich war überhaupt nicht mehr offen dafür, dass sich mein Thema vielleicht in eine Richtung entwickelt, in der man einfach anders vorgehen muss.“ Den Forschungsschwerpunkt und die Methodik hat Pia Sue Helferich nun gefunden – und vielleicht wird sie ja, wie sie plant, 2016 mit ihrer Promotion fertig sein und kann sich dann Dr. Pia Sue Helferich nennen.