Demokratie & Lobbyismus? Neue Ansätze von Jan Christian Sahl (welobby)
Jan Christian Sahl von welobby erzählt beim zweiten Media Monday von Lobbyismus, Demokratie und Potenziale der Digitalisierung.
Ein Beitrag von Alina Pfeufer
Mittwoch, 14. November 2018
Mediencampus der Hochschule Darmstadt
Beim zweiten Media Monday in diesem Semester war Jan Christian Sahl, Gründer des Berliner Unternehmens welobby, unser Gast. Welobby hat sich zum Ziel gesetzt, Lobbyismus transparenter und demokratischer zu gestalten. Wie das junge Unternehmen das erreichen will und wie man den Lobbyismus verbessern kann, erklärte Jan Christian Sahl in seinem Vortrag.
„Mehr Demokratie wagen!“
Dieses Zitat stammt von Willy Brandt und fasst Sahls Ansichten zum Lobbyismus sehr gut zusammen. Lobbyismus hat eine „negative Konnotation“, aber: Wenn Menschen zu Politikern gehen und ihnen ihre Interessen näher bringen, ist das eigentlich gut und nicht demokratieschädlich, oder? Problematisch ist jedoch vor allem der finanzielle Aspekt, denn wer kein Geld hat, wird oft nicht beachtet und hat keine realistischen Möglichkeiten Änderungen zu bewirken.
Hier kommt welobby ins Spiel: Jeder kann im Rahmen gewisser Regeln Vorschläge einreichen, wenn das Unternehmen darin Potenzial sieht und den Vorschlag für gut hält, geht es an die Arbeit: Durch Content und gut durchdachte Kampagnen will welobby die Aufmerksamkeit anderer Bürger auf das Projekt ziehen und sie zum Spenden animieren. Wenn ein gewisser Betrag erreicht ist, geht es mit Hilfe der Lobbyisten in den „Maschinenraum der Politik“. Dabei willkommen sind übrigens auch alle Unterstützer des Projektes, denen welobby den Lobbyismus näherbringen will – und sie zu aktiver Mitarbeit „empowern“ will. „Petitionen sind nicht schlecht, aber sie reichen nicht“, stellt Jan Christian Sahl fest.
Die Zukunft des Lobbyismus
Schon während des Vortrags entsteht eine Diskussion mit dem Publikum, wie man mithilfe des Internets und der Digitalisierung den Lobbyismus zugänglicher und transparenter gestalten kann. „Es braucht mehr gute Ideen“, sagt Jan Christian Sahl – und von denen gibt es im Campuskino einige.
Doch wer trägt die Verantwortung: Liegt diese allein bei Journalisten und welche Rolle sollten Influencer in der Politik haben? Birgt künstliche Intelligenz neue Potenziale oder lohnt sich die Einführung eines digitalen Lobbyregisters mit wissenschaftlichen Mitarbeitern, die den gefilterten Informationsaustausch fördern? Ganz klar: Online Medien haben ein enormes Potenzial und sind ideal, um jüngere Zielgruppen zu begeistern.
Welobby wurde erst in diesem Jahr gegründet und hat sich zunächst zum Ziel gesetzt, sich für die Änderung des aktuellen Mietrechts einzusetzen. Rechtsanwalt Jan Christian Sahl war zuvor als Lobbyist in der Industrie und in Brüssel tätig und überzeugt mit dem Konzept seines Unternehmens sogar Lobby-Gegner und Kritiker.
Was gibt’s beim nächsten MediaMonday?
Nächste Woche besucht uns Christoph Zemelka von BOSCH und berichtet über digitale Transformation in Kommunikation und Marketing.