Biennale des bewegten Bildes: Bewusstes Hören
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Mittwoch, 6. November 2013
Mediencampus der Hochschule Darmstadt
Wie passt Hören zur B3 Biennale des bewegten Bildes? Das klingt erst einmal widersprüchlich. Doch zuerst zum Festival: es fand vom 30. Oktober bis zum 3. November 2013 an vielen verschiedenen Orten mitten in Frankfurt statt. Die Hochschule Darmstadt war als Kooperationspartner an der Organisation und Durchführung der Veranstaltung beteiligt. Die Verbindung zwischen dem bewegten Bild zum Hören war das Leitthema: „Expanded Narration. Das neue Erzählen“. Dazu gab es Vorträge, Diskussionen und Screenings.
Was ist die Biennale?
Erklärtes Ziel der Biennale war es, „eine Allianz für das bewegte Bild“ zu schaffen. Dafür haben sich zwölf Partner aus dem Bereich der Museen, Galerien und Ausstellungsräume der Region mit der hessischen Film- und Medienakademie (hFMA), mit dem Exzellenzcluster »Die Herausbildung normativer Ordnungen« an der Goethe-Universität Frankfurt sowie mit Akteuren der Kultur- und Kreativwirtschaft zusammen geschlossen.
Auf der Biennale trafen sich Film- und Fernsehmacher, Künstler, Designer, Wissenschaftler, Technologieanbieter, Branchenteilnehmer und Nachwuchstalente. Veranstalter der B3 Biennale des bewegten Bildes war die Hochschule für Gestaltung Offenbach. Träger waren das Land Hessen, die Hessische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien sowie die Stadt Frankfurt am Main.
Um der Vielfalt der medialen Formen gerecht zu werden, setzte sich die erste Ausgabe der B3 Biennale sechs Schwerpunkte: neue Fernsehserien, Games, „Immersion“ (ein Überbegriff, der das Eintauchen des Betrachters in das bewegte Bild bezeichnet), „Transmedia“, neues Kino und Kunst.
„Radio ist nicht verloren“
Zurück zur eingangs gestellten Frage: Sind Radio und Audio in einer visuellen Welt benachteiligt? Prof. Dr. Sabine Breitsameter, Professorin für Sound und Medienkultur an der Hochschule Darmstadt und Kuratorin des Festivals, erklärt: „Radio ist nicht verloren, weil es nur einen Sinn anspricht. Aber wir müssen das Bewusstsein schärfen, dass es etwas Tolles ist, wo man wunderbare sinnliche und inhaltliche Erfahrungen machen kann.“
Auf der Biennale ging Sabine Breitsameter in ihrem Vortrag auf das neue Erzählen im Radio ein. Nach dem Motto, wer die Gegenwart verstehen will, muss in die Vergangenheit gucken, nahm sie ihre Zuhörer mit auf eine Reise durch die Geschichte des Radio-Hörspiels und der Audiokunst. Dabei wurde die jeweilige Zeit mit einem Hörbeispiel lebendig. Darunter eine der ersten Hörkollagen von 1929 mit dem Titel „Weekend“, bei der die Geräusche und Stimmen eines Berliner Wochenendes zu einem Gesamtklangwerk komponiert wurden.
Immer neue Erzählformen
Sabine Breitsameter, die selbst als Audiokünstlerin tätig ist, beschrieb für die neuen Entwicklungen des Erzählens im Radio zwei wichtige Voraussetzungen: erstens technische Neuerungen wie die Stereoproduktion und zweitens das Streben von Künstlern und Radiomachern nach einem Aufbrechen der Traditionen, einem Lösen von den linearen Erzählformen und dem Entwickeln immer neuer Klangrealitäten.
Welche Methoden fördern, gerade an einer Hochschule, die Entwicklung neuer Erzählformen?
Es gibt jedoch auch Kritik am Modell des erweiterten Erzählens. Für Außenstehende sei es schwer, sich ein objektives Bild zu machen. Man müsse Teil des Ganzen werden, um sich der Sache zu nähern. Hier müssten laut Sabine Breitsameter Rückzugsmöglichkeiten geschaffen und gelassen werden.
Grenzen der Zukunft
Für eine Zukunft, in der sich das Erzählen immer weiter entwickeln kann, gebe es noch Entwicklungspotential. Es müssten Finanzierungsstrukturen geschaffen und Gesetze geändert werden, damit den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten – laut Breitsameter ein Garant für Qualität – mehr Möglichkeiten im Internet offen stehen.
Gibt es weitere Grenzen für das neue Erzählen?
Ohren öffnen und Umwelt bewusst wahrnehmen
Der Vortrag war Teil einer Festivalreihe zum Thema Sound, dazu gehörten ein Workshop zum Thema „Urban Soundscapes. Die Stimmen der Stadt und ihre Erzählungen“ und verschiedene Soundwalks („Hörspaziergänge“). Einer davon führte auf den „Eisernen Steg“ und durch die Altstadt von Frankfurt bei Nacht. Organisiert haben die Soundwalks neben der Kanadierin Andra McCartney, Sabine Breitsameter und Philipp Boß, der im dritten Semester Sound & Music an der Hochschule Darmstadt studiert. Worum genau es bei Soundwalks geht, welche Geräusche am Auffälligsten waren und wie die Teilnehmer den Hörspaziergang bei Nacht erlebt haben:
Auf der Biennale gab es für den Mediencampus und einen Teil seiner Studenten Grund zum Feiern! Was dahinter steckt, verraten wir in Kürze hier.
Sonja Nowack und Franziska Bittel