Bewerberansturm am Mediencampus – Eignungsprüfungen im Akkord
Ausnahmezustand am Mediencampus: für vier Studiengänge gab es in diesem Jahr fast dreimal so viele Bewerbungen wie in den vergangenen Jahren.
Ein Beitrag von Sonja Nowack
Dienstag, 8. Juli 2014
Mediencampus der Hochschule Darmstadt
Für die vier Nachfolgestudiengänge von Digital Media – Interactive Media Design, Animation and Game, Motion Pictures und Sound and Music Production – gab es in diesem Jahr fast dreimal so viele Bewerbungen wie in den vergangenen Jahren. Möglicher Grund ist das geänderte Verfahren der Eignungsprüfung.
Bisher mussten die Bewerber eine Mappe mit Arbeitsproben bei der Bewerbung anfügen. In diesem Jahr war das anders. Durch die aktuelle Situation (Hochschulpakt 2020) war die Hochschule Darmstadt auch in diesem Bewerbungsverfahren verpflichtet, mehr Bewerber anzunehmen als üblich. Daher wurde das Verfahren gelockert und eine Mappe mit Arbeitsproben war in diesem Semester nicht mehr gefordert. Alle Bewerber, die ihre Unterlagen bei der Registrierung vollständig eingereicht hatten, wurden zu einer Eignungsprüfung und einem Interview eingeladen. Für Interactive Media Design waren das 160, für Motion Pictures 220, für Animation and Game 280 und für Sound and Music Production 270 Bewerber.
Alle Hände voll zu tun
Für die am Bewerbungsverfahren beteiligten Studierenden (in der Organisation) und Professoren (in den Kommissionen) bedeutete das also viel Arbeit. Jeder Studiengang hatte seine eigene Eignungsprüfung, je nach der geforderten Qualifikation der Bewerber. Für den Studiengang Motion Pictures lief das Bewerbungsverfahren beispielsweise folgendermaßen ab: An zwei Tagen wurden jeweils vormittags und nachmittags je 35 Bewerber in unterschiedliche Räume gebracht. Dort teilten ihnen die jeweiligen Kommissionen – für Motion Pictures bestehend aus je zwei Personen – die Aufgabe mit: eine gestalterische Arbeit, die die Bewerber vor Ort lösen mussten. Eine Aufgabe war zum Beispiel „Beschreiben Sie eine Person, die Sie gut kennen.“ Diese Aufgabe sollten die Bewerber in Form eines Textes lösen. Bei den anderen gestellten Aufgaben war grundsätzlich das Medium, mit dem die jeweilige Aufgabe gelöst werden konnte, frei wählbar. So konnten auch Skizzen angefertigt werden, Fotografien oder Texte eingereicht werden. Mit der Beschreibung einer dem Bewerber bekannten Person sollte getestet werden, wie viel Menschenbeobachtungsgabe vorhanden ist.
Wichtig: Motivation, Durchhaltevermögen und Reife
Eine andere Aufgabe für die Bewerber von Motion Pictures war: „Erzählen Sie in fünf Bildfolgen Ihrer Wahl etwas zum Thema ‚dazwischen’“. Bei dieser Aufgabe gehe es laut Prof. Alexander Herzog, Mitglied der Kommission und Studiengangskoordinator für Motion Pictures, nicht darum, „ob jemand gut zeichnen kann“, sondern „ob jemand in Bildfolgen erzählen und filmisch denken kann“. Viele hätten da eine Schwäche, diese Fähigkeit sei jedoch wichtig für einen zukünftigen Motion Pictures-Studierenden. Nach den praktischen Aufgaben wurde jeder Bewerber interviewt. „Der größte Faktor ist die Motivation, gerade für ein gestalterisches Studium“, so Alexander Herzog. Auch das Durchhaltevermögen und die Reife seien wichtig, schließlich müsse sich der Bewerber später im Beruf behaupten können. „Das Interview geht nicht gegen den Bewerber, wir stehen eher beratend zur Seite und wollen gemeinsam herausfinden, ob der Studiengang wirklich für den Bewerber geeignet ist“, erklärt Alexander Herzog. Die Dauer eines solchen Interviews variierte zwischen 15 und 40 Minuten. „Manchmal war es schnell klar, dass der Bewerber geeignet war, bei anderen mussten wir erst mal klären, ob die Inhalte des Motion Pictures-Studiums überhaupt dem Studienwunsch entsprechen“, so Herzog.
Back to the roots
Noch heute gab es einzelne Nachprüfungen. Nach dem Praxistest und dem Interview entschieden sich die Kommissionen bei Motion Pictures von den über 200 Bewerbern für 60 Personen, die zukünftig am Mediencampus in Dieburg studieren dürfen. „Es war ein wahnsinniger Aufwand, der fast nicht zu stemmen war“, sagt Alexander Herzog. Er betont, wie wichtig die Mappenprüfung aus seiner Sicht gerade bei gestalterischen Studiengängen sei. Nur so könnten Vorkenntnisse geprüft werden und man habe nicht die Masse an Bewerbern, die teilweise noch nie ein Video oder einen (Kurz)film gedreht hätten. Diese Bewerber sollten sich somit erst einmal einen gewissen Erfahrungsschatz aneignen, bevor sie sich für den Studiengang Motion Pictures entscheiden. Zur nächsten Bewerbungsmöglichkeit hält er es daher für richtig, wieder eine Aufnahmeprüfung mit einer Hausaufgabe durchzuführen. Denn es sei wichtig, dass ein zukünftiger Studierender von Motion Pictures in der Lage ist, ein Konzept und eine Idee zu entwickeln.
Auch die Kommissionen der anderen Studiengänge hatten jeweils zwei lange Tage mit Eignungsprüfungen alle Hände voll zu tun, waren aber am Schluss froh, die geeigneten zukünftigen Studierenden gefunden zu haben. An alle, die es geschafft haben: Herzlichen Glückwunsch und willkommen am Mediencampus Dieburg!
Die Eignungsprüfungen betreffen nur vier von sieben Bachelorstudiengänge am Mediencampus. Interessenten für die Studiengänge Informationswissenschaft, Onlinejournalismus und Onlinekommunikation haben noch bis 15. Juli 2014 die Möglichkeit, sich für das kommende Wintersemester zu bewerben