„Bei mir sollen die Studierenden den Klang verstehen“
h_da Lehrbeauftragter Carsten Kümmel wird zum „schmutzigen Rock n‘ Roll-Beschaller“-Professor.
Ein Beitrag von Sonja Nowack
Montag, 10. November 2014
Mediencampus der Hochschule Darmstadt
Bisher war er als Lehrbeauftragter sieben Jahre lang im Studiengang Sound and Music Production tätig: Carsten Kümmel. Seit diesem Semester ist der „schmutzige Rock n‘ Roll-Beschaller“, wie er sich selbst nennt, Professor und hat damit eine Vollzeit-Stelle. Das war erforderlich geworden, weil die Studentenzahlen immer größer geworden sind. Während zuvor seine Tätigkeit als Lehrbeauftragter noch sein Nebenberuf war und er sich hauptberuflich der Beschallung mit Musik widmete, dreht sich das Verhältnis jetzt genau um.
Vom Lehrbeauftragten zum Professor – was hat sich damit für Sie verändert?
Ich bin sehr viel mehr in die ganze Verwaltung eingebunden, also administrative Tätig-keiten. Im gewissen Maße hatte ich es zwar erwartet, aber dass es so extrem wird, hätte ich nicht gedacht. Jetzt als Professor hat man deutlich mehr Möglichkeiten und Elan, zu gestalten, weil man eben auch die Verantwortlichkeit dafür hat. Ich unterrichte jetzt auch mehr Fächer, obwohl es inhaltlich dasselbe bleibt. Mit meinen 18 Semesterwochenstunden wird es jetzt allerdings regelmäßiger und ich kann jetzt auch im Stoff viel mehr in die Tiefe gehen und von den Studierenden mehr verlangen.
Was schätzen Sie am Campus Dieburg?
Der Campus Dieburg hat ein paar Alleinstellungsmerkmale. Im Tonbereich hat hier in den letzten zwei, drei Jahren eine starke Verbesserung stattgefunden. Das Besondere ist, dass der Studiengang aufgeteilt ist in das Musikalische und Interaktive. Das Musikalische ist die klassische Musikproduktion, zum Beispiel das Aufnehmen von einer Band oder einem Orchester. Das Interaktive ist, wie sich das bedienen lässt, zum Beispiel die Steuerung eines Klanges durch eine Bewegung. Die Interaktivität, die hier gemacht wird, ist für einen reinen Tonstudiengang ziemlich einzigartig in Deutschland. Auch die Vernetzung der Studiengänge untereinander, also wie die Studierenden voneinander profitieren können, ist ziemlich einzigartig. Mir fällt keine Hochschule in Deutschland ein, die ähnliches bieten kann. Die Möglichkeiten für die Studierenden hier sind daher gigantisch.
Was sollen die Studierenden aus Ihrem Unterricht mitnehmen?
Dass sie hier herausgehen und sofort überall anfangen können, ist illusorisch. Danach müssen sie erst mal ins kalte Wasser springen und schwimmen lernen. Das ist aber völlig normal, das war bei mir damals genauso und in der freien Wirtschaft ist das dann alles einfach nochmal anders. Aber was wir machen können, ist, sie möglichst gut auf das Freischwimmen vorzubereiten. Die Motivation für eine gute Musikproduktion bringen die Studierenden von sich aus mit, das muss ich denen nicht nahe legen. Was ich machen möchte, ist, ihnen den Horizont dafür zu erweitern, was alles dafür noch notwendig ist, also eine gute Basis zu legen. Sie sollen wirklich den Klang verstehen, was die Akustik dazu ist und was die Physik dahinter. Ton hat einfach das Problem, man sieht es nicht, das muss man erst mal näher bringen.
Eine andere Aufgabe für mich ist, die Verbindung zur Industrie schaffen, da habe ich sehr gute Beziehungen und möchte den Studierenden die Möglichkeit geben, Kontakte zur Industrie zu knüpfen.
Auf was freuen Sie sich dieses Semester am meisten?
Yamaha war bereits hier am Campus, Ende November fahre ich mit den Studierenden auf die Tonmeistertagung. Da werde ich die Studierenden mit Firmen bekannt machen, zum Beispiel stelle ich Studenten, die sich für Aufnahmen interessieren, Aufnahmefirmen vor, wer sich für Rundfunk interessiert, denen stelle ich die Rundfunkfirmen vor – die Leute zusammen zu bringen, wird auf jeden Fall spannend. Es sind auch noch einige Exkurse geplant, wie zum Beispiel zu Meyer Sound, eine amerikanische Firma, die in Montabaur ihren europäischen Sitz hat. Dort werden wir einen Beschallungs-Workshop machen und die Studierenden können dort alle Lautsprecher und Systeme testen und messen. Das wird eine spannende Sache. Bei der Firma Foohn werden die Studierenden das Iosono-3D-System vorgestellt bekommen, das wird auch toll werden, und ein Seminar mit Dolby ist in Vorbereitung. Da bleibt das ganze Semester spannend. Es wird ganz schön schwierig, im nächsten Semester diese Spannung zu halten.